Eine der größten Hürden für die Bauwerkintegration von Solarmodule ist die Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt). Hier herrscht Intransparenz. Zwar schaffen es Module durch den Zulassungsprozess. Doch niemand weiß, welche Voraussetzungen hier zu erfüllen sind. Hinweise geben zwar die einschlägigen Normen und Richtlinien, die für Bauprodukte gelten. „Doch ein Hemmnis ist: Niemand kann beim DIBt nachschauen, welche Prüfungen gemacht werden müssen, um eine Zulassung zu bekommen. Dies wird individuell abgesprochen und ist nicht öffentlich und auch nicht transparent“, kritisiert Thorsten Weimar, Leiter der Abteilung Tragkonstruktionen an der Architekturfakultät der Universität Siegen.
Unterschiedliche Größen bedeuten Aufwand
Doch selbst die Transparenz vereinfacht nicht zwangsläufig die Zulassung von Solarmodulen als geregeltes Bauprodukt. Zwar bestehen sie schon jede Menge Prüfungen hinsichtlich elektrischer und mechanischer Beständigkeit. Doch einerseits sind diese zum Teil anders als die Prüfungsanforderungen, die für Glasprodukte in der Bauindustrie gelten. Andererseits sind die BIPV-Module in der Regel unterschiedlich groß, wobei immer im Raum steht, dass jede Modulgröße einzeln abgeprüft werden muss oder zumindest die Prüfung am größtmöglichen Modul durchgeführt wird.
Zahl der Tests verringern
An dieser Stelle setzt Thorsten Weimar mit seiner Forschung an. Denn er hat sich angeschaut, ob die verschiedenen Prüfungen, die für Glasbauprodukte vorgeschrieben sind, auch mit Standardsolarmodulen durchgeführt werden können. Das Ziel: Die Zahl der Prüfkörper und auch die Zahl der einzelnen Prüfungen für die Bauteilzulassung zu senken. Am Ende sollen so wenig wie möglich Prüfungen für die Bauteilzulassung am Standardmodul durchzuführen, um zu einer Bewertung zu kommen, ob das Modul mit dem geprüften Aufbau generell für die Bauwerkintegration zugelassen werden kann.
Bautechnische Prüfungen durchgeführt
Deshalb hat er und sein Team unterschiedliche bautechnische Prüfungen mit Standardmodulen durchgeführt, die zur Klassifizierung von Verbundsicherheitsgläsern vorgesehen sind. Diese haben die Forscher mit den gleichen Versuchen mit einem Modul mit fiktiven Abmessungen verglichen, um in Zukunft nicht mehr alle Sonderabmessungen prüfen zu müssen. Gleichzeitig haben sie noch elektrische Prüfungen aus der Photovoltaikzulassung durchgeführt und diese mit elektrischen Prüfungen verglichen, die in der Bautechnik notwendig sind.
Prüfung eines Moduls in Standardgröße reicht
Das Ergebnis nach Abschluss der Untersuchungen: „Alle Prüfkörper haben bestanden“, sagt Weimar mit Blick auf die Tests unter den höheren Anforderungen, die für die Bauteilzulassung vorgesehen sind. Das bedeutet, dass die Prüfungen vieler verschieden großer Module wegfallen können und alle an einem Modul mit Standardgröße beschränkt werden können.
Einige Prüfungen können wegfallen
Allerdings sind immer noch viele Prüfungen notwendig. „Aber es können auch einige Prüfungen wegfallen, weil diese schon für das CE-Zertifikat durchgeführt wurden“, sagt Thorsten Weimar. Vor allem sehr aufwändige Tests wie die der klimatischen Beständigkeit bei hohen Temperaturen und Feuchtetests können wegfallen, weil diese in den Normen zur elektrischen Pürfung ohnehin höher sind als die für die Bautechnik. Bei der Bauteilzulassung geht es vor allem um die Zwischenschichten, die bei Glasbruch halten müssen. „Jetzt ist es sinnvoll, dass sich die Normenausschüsse zusammensetzen und überlegen, wie die Vorgaben angleichen kann“, sagt Weimar.
Prüfnormen vereinheitlichen
So wäre es beispielsweise denkbar, dass Standardmodule regulär anhand der Kriterien abgeprüft werden, die für die Bauteilzulassung notwendig sind, obwohl die Anforderungen auf dem Dach oder der Freifläche geringer sind als an der Fassade. Gleichzeitig wäre es möglich, diese Tests bei der Bauteilzulassung zu berücksichtigen, ohne dass sie nochmals durchgeführt werden müssen. Insgesamt sollte der gesamte Zulassungsprozess durch das DIBt transparenter gestaltet werden, betont Thorsten Weimar. (su)
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