Schwarzburger: Gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV) ist ein Geschäft, das sich stark von klassischen Aufdachanlagen oder Solarkraftwerken auf dem Freiland unterscheidet. Architekten und Bauherren muss man auf anderen Wegen ansprechen.
Ley: Die Photovoltaik ist sicher das entscheidende Funktionselement, im Vordergrund stehen bei der BIPV aber Ästhetik und individuelles Design der Fassaden oder Dächer, passend zum Entwurf des Gebäudes. So haben wir beispielsweise für die Firma Omicron in Vorarlberg eine Fassade aus blauen Glasmodulen mit kristallinen Zellen gebaut. Zusätzlich wurden spezielle LED-Module in den Logofarben des Unternehmens eingefügt. Neben einer repräsentativen Ansicht bei Tag ergibt sich dadurch nachts ein sehr attraktives Lichtspiel.
Schwarzburger: Blaue Module mit kristallinen Zellen, das wirkt sehr homogen. Mit der Architektur steigen die Anforderungen an die Produktvielfalt, Farben und Formen der photovoltaischen Elemente.
Ley: Die Module werden nach den Wünschen des Kunden hergestellt, die Gläser im Siebdruckverfahren eingefärbt. Die Zellfarben werden für die jeweilige Anwendung speziell entwickelt und mit den Siebdruckfarben abgestimmt. Im jüngsten Projekt liefern wir sogar grüne Zellen. Zurzeit produzieren wir gewölbte Module für das Dach einer Moschee im Mittleren Osten, fast 13.000 Quadratmeter Fläche. Jedes Modul hat eine Fläche von rund zwei Quadratmetern. Die Zellen wurden so beschichtet, dass sie optimal zum grün bedruckten Glas passen. So etwas ist mit klassischen Verfahren zur Modulfertigung kaum zu leisten.
Schwarzburger: Vor allem die Laminierung dürfte schwierig werden ...
Ley: Wir laminieren überhaupt nicht mit den üblichen Folien. Wir verfüllen die Module mit einem speziell entwickelten Silikongel. Dieser Prozess kommt ohne Vakuum, Druck und hohe Temperaturen aus, was wiederum die Solarzellen schont.
Schwarzburger: Projekte wie in Arabien dauern lange, und der Vertrieb ist sehr aufwendig. Dafür muss man einen langen, sehr langen Atem haben.
Ley: Den ersten Kontakt für das Projekt in Arabien hatten wir 2013. Anfang 2016 sollen die Solardächer fertig sein. Man muss auch beachten, dass es dabei um einen zweistelligen Millionenbetrag geht. Derzeit ist es eines der anspruchsvollsten BIPV-Projekte auf der Welt.
Schwarzburger: Entscheidend ist der Zugang zu den Architekten. In Deutschland tun sich die Büros noch schwer, besser sieht es in der Schweiz oder in Österreich aus.
Ley: In der Schweiz und in Österreich werden mehr und größere Projekte gebaut, das stimmt. Vertrieblich gehen wir direkt auf die renommierten Architekturbüros zu, die dafür bekannt sind, Neues zu wagen, beispielsweise in der Solararchitektur. Die Nachfrage steigt. In Deutschland machen wir leider am wenigsten.
Schwarzburger: Vor allem muss man die anstehenden Projekte erst einmal umsetzen und ordentlich zu Ende bringen. Jede optisch ansprechende Solarfassade, jedes innovative Projekt wie die Sonnenkuppel auf der Moschee liefert den Beweis, dass es beinahe keine Beschränkungen mehr gibt – weder technisch noch ästhetisch. Die Architekten lassen sich am ehesten durch eindrucksvolle Referenzen überzeugen – auch hierzulande.