Zwei Wissenschaftler der RWTH Aachen haben die Kosten für den Ausbau der Ökostromerzeugung analysiert. Sie haben diese den Kosten gegenübergestellt, die auf die Verbraucher zukommen, wenn die Energiewende ausbleibt. Sie köpfen damit den Hausdrachen der alten Energiewirtschaft und ihrer Jünger in den Parlamenten und Regierungen. Die österreichische Sonnenzeitung hat die Analyse über die Entwicklung der Strompreise mit und ohne Photovoltaik- und Windkraftzubau veröffentlicht.
Märchen und Legenden sollten eigentlich nicht das politische Handeln bestimmen. Doch immer wieder erwischt man Politiker mit den Fingern in der Keksdose – sie verbiegen die Wahrheit bis nahe an die Lüge heran. So ist es auch mit den Kosten für die Energiewende. Angeblich laufen diese aus dem Ruder, so die Argumentation der Gegner der Energiewende. Doch bei genauer Betrachtung erweist sich diese als Legende.
Strompreis ist mehr als nur die EEG-Umlage
Denn klar ist: Die Kosten für die Haushalte aufgrund der Energiewende sind überhaupt nicht so hoch, wie es die Summen suggerieren, die über das EEG-Konto verwaltet werden. „Es bleibt dabei, dass die Förderung erneuerbarer Energien einen durchschnittlichen Haushalt nur rund einen Euro im Monat kostet – so viel wie eine Kugel Eis“, erklärte Jürgen Trittin (B90/Grüne), einst Bundesumweltminister, im Jahr 2004. Dass er damit auch nur in den weit zurückliegenden Jahren richtig gelegen hat, zeigen die neusten wissenschaftlichen Daten, die jetzt in der österreichischen Sonnenzeitung veröffentlicht wurden. Denn der Preis für den Strom ist mehr als nur die EEG-Umlage. Ein entscheidender Bestandteil ist der Preis für die Beschaffung des Stroms an der Börse durch die Versorger.
Erneuerbare senken Preise an der Strombörse
Aus der Analyse von Jürgen Karl und Marius Dillig von der RWTH Aachen geht hervor, dass die Energiewende in den Anfangsjahren der EEG-Umlage tatsächlich nur die sprichwörtliche Kugel Eis im Monat kostet, wie es Jürgen Trittin einst prognostiziert hat. Inzwischen kostet die Energiewende den Verbraucher in Wahrheit nichts mehr, wenn man alle Strompreisbestandteile mit einrechnet. Klar ist schon, dass die EEG-Umlage steigt, wenn die erzielten Preise an der Strombörse sinken. Die Summe aus EEG-Umlage und Strompreise an der Börse sinkt aber seit 2015 stetig. Allerdings steigt der Strompreise für die Letztverbraucher, weil die meisten Versorger zwar die steigende EEG-Umlage aber nicht die sinkenden Beschaffungskosten an ihre Kunden weitergeben.
Doch die Wissenschaftler gehen noch weiter. Sie haben ausgerechnet, wie viel die Haushalte bezahlen müssten, wenn der Aufbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen ausgeblieben wäre. „Die Stromkosten für nicht privilegierte Letztverbraucher wären ohne Wind und Photovoltaik nahezu identisch mit den derzeitigen Strompreisen gewesen“, fassen die beiden Forscher die Ergebnisse ihrer Analyse zusammen. Damit ist den Gegnern der Energiewende das ewige Argument abhanden gekommen, die Ökostromförderung würde die Endkunden belasten. Was bleibt, ist die Frage, wollen die Verbraucher eine zentralistische Stromversorgung, an der wenige verdienen, oder eine Wende hin zur dezentralen Versorgung, an der jeder teilhaben kann? Doch lesen Sie die Analyse der Aachener Wissenschaftler selbst, die uns die Sonnenzeitung und der österreichische Branchenverband PV Austria zur Verfügung gestellt haben.