Im Jahr 2030 soll in der EU rund die Hälfte des Stroms aus Erneuerbaren stammen. Grenzüberschreitende Stromtransporte gleich die Schwankungen bei der Erzeugung von Wind- und Sonnenenergie großteils aus. Das belegt eine Studie.
Eine noch engere Vernetzung der zentralwesteuropäischen Stromsysteme kann dazu beitragen, den Ausgleich von wetterabhängiger Wind- und Sonnenenergie zu reduzieren und die Anforderungen ans restliche Stromsystem senken. Die sogenannte CWE-Region umfasst dabei die Länder Frankreich, der Schweiz, Österreich, den Benelux-Ländern und Deutschland. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) im Auftrag von Agora Energiewende.
Klar ist: In 15 Jahren muss sowohl in Europa insgesamt als auch in der CWE-Region etwa die Hälfte des verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren stammen, damit die im Oktober 2014 beschlossenen EU-2030-Ziele erreicht werden. Etwa ein Drittel der Stromerzeugung wird absehbar aus Windkraft und Sonnenenergie stammen, da diese die Ökoenergiequellen mit den geringsten Kosten sind.
Flexibilität als Kernelement
Aufgrund ihrer wetterabhängigen Stromproduktion stellen Wind- und Solarstromanlagen die nationalen Stromsysteme jedoch vor Herausforderungen. Schwankungen der Stromerzeugung werden dann von den übrigen Kraftwerken, den Stromverbrauchern und Speichern ausgeglichen. „Eine verstärkte Integration stabilisiert das Stromsystem insgesamt, sie reduziert die Kosten und ermöglicht den Einsatz von mehr erneuerbaren Energien“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Flexibilität müsse dabei ein Kernelement der Energieunion sein, fordert er.
Die Studie ist der Frage nachgegangenen, inwieweit die weitere Vernetzung der Stromsysteme in der CWE-Region die wetterabhängigen Erzeugungsschwankungen für alle Länder gemeinsam verringert. Dazu wurde für ein komplettes Wetterjahr die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien bei einem für 2030 prognostizierten Anlagenbestand simuliert. Zudem wurde angenommen, dass es zwar einen deutlichen Netzausbau geben wird, bis 2030 aber dennoch nur die Hälfte der im europäischen Netzentwicklungsplan vorgesehenen Verbindungsleitungen in der CWE-Region verwirklicht werden. Innerhalb der einzelnen CWE-Länder wird davon ausgegangenen, dass die dortigen Stromnetze 2030 frei von Engpässen sein werden.
Schwankungen um die Hälfte reduziert
Die Ergebnisse zeigen, dass eine engere Vernetzung der Stromsysteme von Frankreich, der Schweiz, von Österreich, den Benelux-Staaten und von Deutschland die Flexibilitätsanforderungen reduziert. Effekt: Die Schwankungen bei der Produktion von Windstrom über Zentralwesteuropa beträgt insgesamt nur die Hälfte der Summe der Schwankungen in den einzelnen Ländern.
Die verstärkte Integration verhindert zudem, dass Ökostrom verworfen wird, als es Überschüsse gibt. Im Vergleich zu Stromsystemen, die nicht miteinander gekoppelt sind, kann die ansonsten nötige Abregelung in 90 Prozent der Fälle vermieden werden. Denn enger vermaschte Stromnetze ermöglichen es, regionale Unterschiede bei der Windstromerzeugung großräumig auszugleichen. (nhp)
Die Zusammenfassung der Studie finden Sie hier.