Es ist eine schöne Tradition: Jedes Jahr im Dezember lädt Chefredakteur Heiko Schwarzburger das Berliner Team und Kollegen befreundeter Unternehmungen zum Weihnachtsschmaus ein. Da kommen immerhin 15 Leute zusammen. In diesem Jahr gab es eine Besonderheit: Zu Beginn des Gelages überreichte IT-Spezialist Torsten Weise eine Ausgabe von Bild der Wissenschaft, datiert auf April 1983. Hat er in den Kisten seiner Jugendjahre gefunden, in der Ablage von vier Jahrzehnten Vergangenheit.
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Die Vision des Dr. Dahlberg
Das bekannte Magazin titelte seinerzeit: Der Sonne unerschöpflich Kraft. Es widmete der Solarenergie eine Reiher sehr ausführlicher und sehr gut recherchierter Beiträge. Im Mittelpunkt stand die Zellfertigung der AEG und die Vision des damaligen AEG-Vorstands Dr. Reinhard Dahlberg, gigantische Photovoltaikfelder in die Wüste zu setzen, um Wasserstoff zu erzeugen. Seine Idee ging damals durch die Medien und zwar weltweit.
Die Realisten von heute
Die Visionäre von gestern sind die Realisten von heute. Rückblickend nach vier Jahrzehnten muss man sich wundern, wie weit Leute wie Dahlberg damals geschaut haben. Der Manager entwickelte seine Idee unter dem Eindruck der Ölkrise. Für ihn stand fest: Langfristig wird es nur einen Weg geben, die Menschheit mit Energie zu versorgen: Sonnenenergie.
In Bild der Wissenschaft anno 1983 heißt es: „Schneller Brüter und Fusion helfen uns nicht weiter“. An der Kernfusion wird zwar noch geforscht, werden Unsummen Geld versenkt. Aber man kann durchaus prophezeien, dass diese Großtechnologie das ökonomische Rennen gegen die Photovoltaik verloren hat – bevor sie überhaupt an den Start geht.
Schwierige Entscheidungen im Tagesgeschäft
Was Dahlberg als Vision formulierte, ist heute ein realistischer Entwicklungspfad. Weltweit ist die Photovoltaik auf dem Vormarsch, ihr Ausbau wird sich weiter beschleunigen. Auch wenn im Tagesgeschäft manchmal schwierige Entscheidungen lauern.
Der enorme Zubau von knapp 13 Gigawatt in diesem Jahr darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Markt derzeit stagniert. Die Menschen sind verunsichert, hohe Zinsen belasten die Geschäftsmodelle. Wichtige Investitionen werden aufgeschoben.
Und die Preisschlacht der chinesischen Hersteller macht es deutschen Produzenten nicht leicht, sich über Wasser zu halten. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die gröbsten politischen Hindernisse ausgeräumt schienen.
Was seitdem gelungen ist
Weihnachten ist das Fest der Besinnung und der Rückschau. Nutzen wir den Blick zurück auf das Jahr 1983, um zu erkennen, was seitdem gelungen ist. Was viele Sonnenbürger gemeinsam entwickelt, installiert und erreicht haben. Was sich nicht nur in unserer Branche verändert hat.
Als ich in der Ausgabe von Bild der Wissenschaft blätterte, stieß ich zwischen den Artikeln zu Solarenergie auf eine Anzeige von IBM. Darin pries die Weltfirma ihren ersten Personal Computer an. Auch das war damals eine Vision: Der Aufbruch von IBM und Bill Gates, der in der Garage seiner Eltern das Betriebssystem DOS (Disk Operating System) entwickelte. Daraus ging die Firma Microsoft hervor, sicher der Einen oder dem Anderen ein Begriff.
Weltgrößtes Friedensprojekt
Müßig zu erläutern, wo die Computerbranche heute steht. Müßig zu erläutern, was wir in der Solarbranche noch alles vor uns haben. Jetzt ist erst einmal Weihnachten, das Fest des Friedens. Angesichts der Kriege in der Ostukraine und im Nahen Osten halten wir fest: Die Energiewende ist weltweit das größte, das wichtigste Friedensprojekt. Nur die Abkehr von fossilen Brennstoffen und von Uran kann die Konflikte beenden, hinter denen letztlich die Gier nach begrenzten Ressourcen steht.
Noch kein Selbstläufer
Seit 1983 sind 40 Jahre vergangen. Die Energiewende kommt weltweit voran, aber ein Selbstläufer ist sie noch immer nicht. Dennoch: Der globale Zuwachs um rund 50 Prozent ist enormer Rückenwind. Und 13 Gigawatt in Deutschland ändern daran nichts: Noch immer stehen wir am Anfang der Energiewende, des größten Modernisierungsprojekts der Menschheit.
Tatkraft und Optimismus
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Ihnen Tatkraft und Optimismus nicht abhandenkommen – trotz der Hiobsbotschaften aus mancher Weltecke. Schauen wir nach vorn! Jedes Kilowatt Photovoltaik ist ein kleines Stück der Weltveränderung, konkret und unumkehrbar.
Genießen Sie die Feiertage im Kreis Ihrer Lieben! Tanken Sie Mut und Energie für die nächsten Aufgaben, die nächsten Schritte und Jahre. Bleiben Sie gesund – und sonnig im Gemüt! (HS)