Moore sind perfekte CO2-Speicher. Voraussetzung ist, dass sie tatsächlich aus als Moore existieren. Doch viele Moore sind trockengelegt und werden landwirtschaftlich genutzt. Weltweit schätzen die Experten von Greifswalder Moor Centrum die Moorfläche auf etwa 500 Millionen Hektar, zwölf Prozent davon in Europa. Davon sind weltweit inzwischen etwa zehn Prozent trockengelegt. Allein in Deutschland existieren mehr als 1.8 Millionen Hektar Moorflächen. „Von diese ursprünglichen Moorflächen in Deutschland sind mehr als 95 Prozent entwässert“, sagt Dieter Geyer vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) in Stuttgart. „Davon werden 80 Prozent landwirtschaftlich genutzt.“
Solaranlage als Zwischennutzung
Insgesamt sind dies etwa sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. Doch wenn die Moore wieder vernässt werden, könnten sie mehr als in Drittel des in der Landwirtschaft emittierten Kohledioxids einspeichern, hat Geyer errechnet. Das Potenzial ist riesig, doch für Landwirte ist die Idee nur bedingt attraktiv.
Dies könnte sich verbessern, wenn auf den Moorflächen, die wieder vernässt werden sollen, sogenannte Paludikuturen angebaut und zeitweilig Solaranlagen aufgebaut werden. Dies würde für den Landwirt einen doppelten und für das Klima darüber hinaus einen zusätzlichen Nutzen bringen.
Allerdings müssen die Solaranlagen so montiert werden, dass sie einerseits die Nutzung der Moorflächen ermöglichen und sich andererseits mittelfristig wieder eine Moorfauna ansiedeln kann. Dieter Geyer schlägt dazu größere Abstände zwischen den einzelnen Modulreihen vor, damit genügend Sonnenlicht. Semitransparente Module währen hier ein gangbarer Weg. Allerdings gelngt dadurch zu wenig Regenwasser in den Untergrund und zur Flora, um ein Wiedervernässen zu ermöglichen.
System muss erst stehen, dann schwimmen
Zudem muss das System, das zunächst auf festen Untergrund aufgebaut wird, auch schwimmen können, wenn die Wiedervernässung eingesetzt hat. Zwar ist die Wellenbildung geringer als bei herkömmlichen Floating-PV-Anlagen, die auf freien Gewässern schwimmen, doch muss ein Aufwellen trotzdem verhindert werden. Denn auch im Moorwasser ist Bewegung, was die Anlage ausgleichen muss.
Dieter Geyer plädiert hier für Auftriebskörper, die im Moor schwimmen und auf denen das eigentliche Montagesystem für die Solarmodule installiert ist. Diese müssen an Land verankert und über Schotts separiert werden. Wenn die Schotts geöffnet werden, überflutet die Fläche und die Anlage wandert mit dem steigenden Wasserspiegel nach oben. Diese Auftriebskörper müssen anders geformt sein als die für normale Floating-PV-Systeme. Denn die bisherigen Solaranlagen schwimmen auf großflächigen Auftriebskörpern, die dann keinen Platz für die Neuansiedlung der Moorflora lassen würde. Gleichzeitig müssen sie aber genügend Auftrieb gewährleisten, damit die Anlage auf dem Moorwasser schwimmt.
System muss rückgebaut werden
Dazu kommen noch Korrosionsschutzmaßnahmen, die nicht nur für das Montagesystem, sondern auch für die gesamte Verkabelung notwendig sind. Diese muss zudem komplett über dem Wasser verlegt werden.
Ein drittes Kriterium ist: Das System muss komplett rückbaubar sein. „Dieser Rückbau einschließlich der Verkabelung muss ohne massive Eingriffe in die neu entstandene Moorflora möglich sein“, erklär Dieter Geyer. Er ist derzeit auf der Suche nach innovativen Projektentwicklern und Herstellern von Unterkonstruktionen, die sich dieser Herausforderung annehmen. (su)