Bisher spielen große Speicher bei solaren Mieterstromprojekten kaum eine Rolle. Dabei zeigen Erfahrungen, dass sich die Integration von Solarbatterien in solchen Systemen durchaus rechnet, wie der Münchner Ökostromversorger Polarstern mitteilt. „Im Mittel installieren wir heute bei jedem dritten bis vierten Mieterstromprojekt einen Stromspeicher“, erklärt Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern.
70 Prozent Eigenverbrauch mit Speicher
Eines dieser Projekte ist ein Mehrfamilienhaus in München mit 55 Eigentumswohnungen. Dort liefert eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 79 Kilowatt Strom für die Bewohner. Um den Eigenverbrauch und die Unabhängigkeit von Stromversorger zu steigern wurde ein Speicher mit einer Kapazität von 150 Kilowattstunden installiert.
Allein dieser Stromspeicher hat den Autarkiegrad im Jahr 2020 im Mittel um zehn Prozent auf 44 Prozent erhöht. Der Direktverbrauch lag durch den Speicher bei rund 70 Prozent und damit fast ein Drittel höher. „Besonders in den Monaten Mai, Juni und Juli ermöglichte der Stromspeicher eine verbesserte Nutzung des Solarstroms“, weiß Manuel Thielmann, Leiter dezentrale Energieversorgung bei Polarstern.
Speicher maximal auslasten
Wichtig bei einem solchen Projekt sei vor allem die richtige Auslegung der Größe und der Leistung der Sonnenbatterie sowie deren Integration ins Messkonzept. Denn große Gewerbespeicher, die hier zum Einsatz kommen, sind keine Standardprodukte von der Stange, sondern stets individuell auf den Energiebedarf der Gebäude und ihre Nutzung ausgelegt. „Es sind zusätzliche Investitionen, so dass hinsichtlich der Amortisation eine möglichste hohe Auslastung anzustreben ist“, erklären die Experten von Polarstern.
Überschuss zwischenlagern
Dies hat beim Projekt in München funktioniert. Denn der Speicher ist so integriert, dass er nur als letzte Möglichkeit für die Solarstromnutzung vor Ort genutzt wird. Zunächst werden die Verbraucher im Gebäude versorgt. Außerdem sind Ladesäulen installiert, die ebenfalls prioritär mit dem Solarstrom beliefert werden.
Erst wenn die Sonnenenergie keinen anderen Abnehmer mehr im Gebäude findet. Fließt der Strom in den Speicher. „Energetisch betrachtet ist es sinnvoll, den erzeugten Strom direkt zu nutzen und nur den Überschuss zu speichern, da mit jeder Umwandlung Energieverluste einhergehen“, sagt Florian Henle.
Speicher ist bei steigenden Stromkosten wirtschaftlich
Der Speicher kann aber helfen, den Strombezug aus dem Netz drastisch zu senken und Lastspitzen abzufedern, die vor allem von den Ladesäulen für die Elektroautos ausgehen könne. Doch selbst die sinkenden Kosten für den Solarstrom in Kombination mit steigenden Strompreisen bei den Versorgern macht einen Speicher wirtschaftlich.
Denn selbst mit einem Stromspeicher liegen die Stromgestehungskosten immer häufiger unter dem Netzstrompreis, wie Manuel Thielmann erklärt. „Voraussetzung dafür ist eine effiziente Energieversorgung inklusive Speicher mit einem maximalen Direktverbrauch.“ (su)
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