Anlässlich des heutigen Zero Emissions Day fordert die Agentur für Erneuerbare Energien einen schnelleren Ausstieg aus der Verstromung von Braun- und Steinkohle. Denn diese beiden Technologien sind dafür verantwortlich, dass die Kohlendioxidemissionen trotz rasanten Ausbaus der Ökostromerzeugungsleistung stagniert.
Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) fordert endlich einen konsequenten Kohleausstieg. Denn sonst werde es erst in 150 etwas mit einer klimaneutralen Stromerzeugung – von Wärme und Verkehr ganz zu schweigen, kritisiert Philipp Vohrer, Geschäftsführer der AEE, angesichts der Entwicklung des Kohlendioxidausstoßes in den letzten 25 Jahren. Die Daten zeigen zwar, dass die Emissionen von Kohlendioxid bis 2015 gegenüber dem Basisjahr 1990 um 15 Prozent gesunken sind. Doch sei dies vor allem auf die Sanierung der alten Kohlekraftwerke in den fünf östlichen Bundesländern zurückzuführen. Denn nachdem diese abgeschlossen war, ging der Rückgang der Kohlendioxidemissionen in Deutschland in Stagnation. Seither sinken die Emissionen trotz des dynamischen Ausbaus der erneuerbaren Energien nicht mehr. Im Gegenteil: Zwischen 2009 und 2013 legten sie drastisch zu und sanken in den vergangenen beiden Jahren auf das hohe Niveau von 2011.
Erneuerbare müssen Kohle ersetzen
Anlässlich des heutigen Zero Emissions Day fordert Vohrer, dass mehr als bisher passieren müsse, damit es mit der Senkung der Emissionen von klimaschädlichen Abgasen endlich weitergeht. „Es ist keine Lösung, die besonders klimaschädliche Braunkohle einfach in etwas effizienteren Kraftwerken zu verstromen“, kritisiert der Geschäftsführer der AEE. „Erneuerbare Energien können und müssen nicht nur Atomkraft, sondern auch Kohle ersetzen“, fordert er. „Wer es ernst meint mit dem Klimaschutz, darf nicht zulassen, dass Deutschland Weltmeister beim Export von überschüssigem und dreckigem Kohlestrom bleibt.“ Denn klar ist, dass die weiterhin hohe Stromproduktion aus Braun- und Steinkohle die Netz verstopft. Das führt wieerum dazu, dass dieser Kohlestrom ins Ausland verkauft werden muss.
Ökostromanlagen können System stabil halten
Auch der Argumentation der Energiewendegegner, die fossilen Kraftwerke seien notwendig, um die Systemstabilität aufrecht zu erhalten, erteilt Vohrer eine Abfuhr. Schließlich können die Erneuerbaren schon längst die Verantwortung für das Stromsystem übernehmen und das sogar besser als die schwerfälligen fossilen Kraftwerke, denen immer noch unverständlicherweise bescheiden wird, sie wären nützlich, wenn es darum geht, Spannungs- oder Frequenzschwankungen auszugleichen. Für eine solche Regelung sind sie aber viel zu träge und unflexibel. Doch statt den Erneuerbaren endlich mehr Verantwortung für die Systemstabilität zuzugestehen, werden sie aus Gründen der Netzstabilität eher abgeregelt oder abgeschaltet, weil die konventionellen aus lauter Trägheit weiterlaufen müssen. „Technische Inflexibilitäten und regulatorische Einschränkungen wie so genannte Must-Run-Kapazitäten und die Bereitstellung von Regelleistung durch konventionelle Kraftwerke sorgen dafür, dass die erneuerbaren Energien den Treibhausgasausstoß der Stromerzeugung nicht so stark senken, wie es eigentlich möglich wäre“, betont Vohrer.
Er fordert neben einem weiterhin dynamischen Ausbau insbesondere von Wind- und Solarenergie auch das kurzfristige Abschalten von besonders dreckigen Kohlekraftwerken und eine verstärkte Nutzung von sauberem Ökostrom auch für Wärme- und Verkehrsanwendungen. „Dann können die Erneuerbaren auch ihrer wachsenden Verantwortung für die Systemstabilität gerecht werden – damit perspektivisch jeder Tag ein Zero Emissions Day werden kann“, sagt Vohrer. (su)