Das Braunschweiger Unternehmen Solar Materials hat ein neues Verfahren zum Recycling von Solarmodulen entwickelt. Das Besondere: Das noch junge Unternehmen gewinnt nicht nur das Glas und das Aluminium der Modulrahmen zurück, sondern auch weitere wertvolle Materialien wie Silber oder auch das Silizium der Solarzellen.
Denn die bisherigen Verfahren setzen darauf, die Module einfach zu schreddern und dabei die schwersten Anteile am Solarmodule, das Glas und Aluminium – auszusortieren. Die Funktionswerkstoffe wie Silber oder Silizium gehen dabei aber verloren. Das größte Problem dabei ist, dass das Modul ein laminiertes Sandwich ist, das in der Regel aus einer Rückseitenfolie, den Siliziumsolarzellen und dem Frontglas besteht. Die Solarzellen wiederum sind zwischen zwei EVA-Folien eingeschweist. Diese Verbindung zu trennen, ist die größte Herausforderung. Sie zu lösen, ist wiederum Voraussetzung dafür, dass jenseits von Glas und Aluminium auch weitere Werkstoffe zurückgewonnen werden können.
Kunststoffschicht gezielt angreifen
An dieser Stelle setzt das Verfahren von Solar Materials an. „Mit der von uns entwickelten Technologie sind wir in der Lage, die verbindende Kunststoffschicht zielgenau anzugreifen. Ist diese erst einmal gelöst, lässt sich das Deckglas entfernen und wir kommen an die aufgedruckten Silberbahnen auf den Solarzellen sowie die Zelle selbst”, beschreibt Jan Bargel, technischer Geschäftsführer von Solar Materials, das Verfahren. „Damit wird nicht nur das energetisch aufwändig hergestellte Silizium zurückgewonnen, sondern vor allem das wertvolle Silber”, ergänzt Fridolin Franke, kaufmännischer Geschäftsführer von Solar Materials. „Das Recycling selbst wird damit wirtschaftlich tragfähig.”
Mengen steigen
Denn einerseits werden in den nächsten Jahren die Mengen an ausgedienten Solarmodulen drastisch steigen. Allein in Deutschland schätzt man mit Mengen von 100.000 Tonnen pro Jahr. Das sind etwa fünf Millionen Solarmodule, die jedes Jahr recycelt werden, wodurch eine Skalierung möglich wird.
Andererseits können die zurückgewonnenen Materialien wieder in den Stoffkreislauf eingebracht werden. Aus ihnen können neue Solarmodule produziert werden. Damit hat Solar Materials aus dem Verkauf der Recyclingrohstoffe eine echte Einnahmequelle. Auf diese Weise wird das Verfahren nicht nur wirtschaftlich, sondern auch nachhaltig. Denn die Herstellung neuer Rohmaterialien aus recycelten Rohstoffen braucht nach Angaben des Braunschweiger Unternehmens etwa 80 Prozent weniger Energie als die Produktion aus Primärrohstoffen.
Recyclinglinie entsteht in Magdeburg
Im nächsten Schritt baut Solar Materials in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt Magdeburg eine erste industrielle Recyclinglinie auf, in der das neue Verfahren umgesetzt wird. Diese soll bis Ende 2023 stehen. Sie ist so dimensioniert, dass jährlich etwa 4.500 Tonnen Solarmodule recycelt werden können. Durch den Einstieg der Berliner Kapitalgesellschaft BMP Ventures ist auch die Finanzierung gesichert. „Wir blicken im Rahmen des Investments auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die wir schon im Vorfeld etablieren konnten und auf einen spannenden Wachstums- und zukünftigen Megamarkt mit historischem Bezug zum Bundesland Sachsen-Anhalt”, begründet David Struck, Investmentmanager bei BMP Ventures, den Einstieg bei Solar Materials.
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