Noch bis Mittwochabend diskutieren 1.500 Experten aus aller Welt über die technologischen Entwicklungen bei Batterieakkus und chemischen Speicher bis hin zu Power to Gas. Der Branchenverband der Energieversorger warnt davor, dass Speicher derzeit auch aufgrund gesetzlicher Rahmenbedingungen unwirtschaftlich sind.
Energiespeicher können einen erheblichen Beitrag zur Markt- und Systemintegration der Ökoenergien leisten. „Die sich radikal wandelnden Bedingungen auf dem Energiemarkt machen jedoch den Einsatz bestehender Speicher schon jetzt unrentabel“, sagt Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) auf der Energy Storage Europe in Düsseldorf.
Gleichzeitig sorgen gesetzlich festgelegte Abgaben dafür, dass die Wirtschaftlichkeit von Energiespeichern zusätzlich reduziert werde. Aus Sicht der Energiewirtschaft ist es deshalb höchste Zeit, dass Energiespeicher von den Entgelten wie für den Netzzugang und den damit zusätzlich verbundenen Umlagen befreit werden. „Der Strommarkt muss zudem so weiterentwickelt werden, dass sich die Bereitstellung von Flexibilität und gesicherter Leistung auch für Speicher rechnet“, sagt Müller.
Speicher ist derzeit Verbraucher
Aber Energiespeichern fehlt es zu aller erst einmal an einer einheitlichen Begriffsdefinition, beklagt der BDEW. So schafften Gesetzesnovellierungen immer neue Ausnahmen für einzelne Technologien, kritisiert der Verband. Besonders dass Speicher derzeit als Letztverbraucher gelten, die meist nicht von Netzentgelten oder der EEG-Umlage befreit seien, könne nicht sein. „Speicher hätten nicht das Ziel, Strom zu verbrauchen“, betont Müller. „Daher sollten die Regelungen für Energiespeicher in allen relevanten Gesetzen einheitlich festgelegt werden“, schlägt der Verband in einem Papier vor.
Professor Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer ISE und Präsident des Bundesverbands Energiespeicher, bringt es auf den Punkt: Speicher würden den Verbrauch auf der Zeitschiene nur verschieben. „Deshalb sind Speicher nur virtuell und existieren eigentlich gar nicht.“ Aus diesem Grund sei es wichtig ein Verständnis für Energiespeicher im Gesetz zu entwickeln, erklärt Weber weiter.
Neue Chancen nutzen
Immer mehr versuche die Politik die Energiewende zu einem „schmutzigen Thema“ zu machen. „Warum sind wir nicht Stolz darauf, was wir der Welt mit der Energiewende geben?“, fragt Weber. Und wo ist der grüne Politiker, der sich hinstellt und auf die Chancen und Arbeitsplätze hinweist, die durch die Technologieentwicklung entstanden sind und künftig weiter entstehen werden.
Die Forschung an Erneuerbaren sei zentral. „Die Gelegenheit der Markteinführung müssen nun allerdings genutzt werden - das gebe den nötigen Schub auch für weitere Entwicklungen“. Denn bereits heute gebe es Überschussstrom, auch wenn nur gut 28 Prozent Ökostrom im Energiemix sind. Dabei handelt es sich schließlich um einem Durchschnittwert. Solar- und Windanlagen künftig anzuregeln, sei nicht der Sinn der Energiewende, führt Weber weiter aus. Besser sei es, aus dem Überschussstrom grünen Wasserstoff mittels Elektrolyse herzustellen. Oder eben Energie thermisch zu konservieren. Fachleute sprechen hier von Power to Heat.
Von Kalifornien lernen
Nicht zuletzt könne Deutschland bei der Energiewende etwas vom US-Bundesstaat Kalifornien lernen. Dort gebe es schon heute Speicherstrom für zehn Cent pro Kilowattstunde aus einem Batteriespeicher. Bei Solarstromkosten von zehn Cent, bleibe man trotzdem deutlich unter dem Preis des Energieversorgers, rechet Weber vor. Und das kann jeder Haushalt ausrechnen.
Die Bundesregierung hat hehre Ziele: Bis zum Jahr 2050 soll Ökostrom mindestens 80 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland decken. Während der Flexibilitätsbedarf mit dem Anteil der erneuerbaren Energien steigt, nehmen gleichzeitig die Kapazitäten regelbarer fossiler Kraftwerke ab. Somit gewinnen Speicher zwangsläufig an Bedeutung. Die Weiche dafür müssen allerdings heute schon gestellt werden. Die Industrie, das zeigt sich auf der Energy Storage in Düsseldorf, steht bereit. (Niels H. Petersen, Düsseldorf)