Mit Blick auf die Versorgungssicherheit fordert die Eidgenössische Elektrizitätskommission, den Ausbau der Ökostromerzeugung zu beschleunigen. Denn wenn die Ausbauraten weiter so niedrig bleiben, erhöht sich die Abhängigkeit der Schweiz von Stromimporten mit den entsprechenden Risiken, dass die Exportländer nicht liefern können.
Mit Blick auf die Versorgungssicherheit fordert die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom), die Schweizerische Regulierungsbehörde im Elektrizitätsbereich, einen schnelleren Ausbau von Ökostromanlagen. Damit ist die Schweizerische Behörde eine der ersten, die eine Zäsur in der Bewertung der erneuerbaren Energien hinsichtlich der Stabilität der Stromversorgung vornehmen. Denn die Eidgenossen gehen jetzt einen Schritt weiter und haben sich angesehen, wie sich die Versorgung der Schweiz mit Strom gestaltet hat. Die Ergebnisse sind verheerend. Denn die Abhängigkeit der Schweiz von Stromimporten hat zugenommen. Zumindest in diesem Winter war die Situation nicht einfach, da die Speicherseen der großen Wasserkraftwerke – derzeit noch das Rückgrat der Stromversorgung in der Schweiz – auf einem historischen Tiefstand waren. Dazu kam noch, dass die beiden Kernkraftwerke Leibstadt und Beznau 1 teilweise außer Betrieb waren.
Vorausschauend in den Winter gegangen
Die Stromimporte kommen zu einem großen Teil aus Frankreich. Das Nachbarland im Westen hatte aber selbst Probleme, genügend Strom zu produzieren. Denn die Franzosen mussten ausgerechnet in diesem Winter einen Teil ihrer Kernkraftwerke zu Wartungszwecken herunterfahren. Da die französischen Haushalte zum großen Teil mit Strom heizen und der Ausbau der erneuerbaren Energien in Frankreich nur sehr schleppend vorangeht, fehlen diese Kapazitäten. Inzwischen hat sich mit steigenden Temperaturen die Situation etwas entspannt.
Die Elcom hat aufgrund dieser Analyse die Arbeitsgruppe Winter, die im Nachgang zum Stromengpass Winter 2015/2016 gegründet wurde, einberufen und die Netz- und Versorgungssituation mit allen beteiligten Akteuren erörtert. Das Ergebnis der Auswertung war, dass die Verfügbarkeit des Schweizer Übertragungsnetzes deutlich höher als im Winter 2015/16 war. Die Elcom führt das unter anderem darauf zurück, dass die Leitungen, durch die der Strom ins Land importiert wird, im vergangenen Jahr gut saniert wurden. Außerdem haben die Eidgenossen die Regelleistungen rechtzeitig vertraglich abgesichert.
Mehr eigene Kapazitäten aufbauen
Dennoch fordert die Elcom, auf die angespannte Lage in den vergangenen beiden Wintern zu reagieren und die Importrisiken zu verringern. Dies könne einerseits durch Netzausbaumaßnahmen erreicht werden. Andererseits müssen mehr eigene Kapazitäten zur Stromproduktion errichtet werden, um dem Risiko zu entgehen, dass die Nachbarländer ihren Strom selbst brauchen und deshalb diesen nicht mehr in die Schweiz liefern können. „Bleiben die Zubauraten der erneuerbaren Energien moderat, dürfte die Importabhängigkeit weiter zunehmen“, warnen die Experten von der Elcom. (Sven Ullrich)