Deutschland ist das Land der Vereine und Sportklubs. Fußball rangiert ganz oben auf der Liste der beliebten Sportarten, aber leicht kann man sich irren. Denn die Deutschen lieben es, zu schwimmen. Bundesweit ziehen Rentner und Schulklassen in den Vormittagsstunden ihre Bahnen, am Nachmittag kommt der Vereinssport hinzu. Die Schwimmhallen und Bäder offerieren Kurse für Schwangere, für Babys, zur Rehabilitation und zur Entspannung. Schwimmen und Planschen – das ist der wahre Volkssport in Deutschland.
Eine Analyse der Mainzer Beratungsfirma 2HM hat ergeben: Bundesweit gibt es derzeit mehr als 7.000 Schwimmbäder. Die Studie wurde im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt. Demnach sind die meisten Anlagen sommerliche Freibäder, die in den sonnenreichen Monaten Konjunktur haben. An zweiter Stelle folgen die Hallenbäder, dann die Freizeitbäder ohne Sportbecken und zuletzt die kombinierten Hallenfreibäder. Naturbäder wurden in der Zählung nicht berücksichtigt.
Das bedeutet: Bei einer Bevölkerung von rund 82 Millionen Menschen versorgt jedes Schwimmbad rund 12.000 Einwohner. Meist befinden sich die Bäder in kommunaler Regie, selten gehören sie privaten Investoren oder zu Einrichtungen des Bundes. Die öffentlichen Kassen sind blank, sehr oft sind die Schwimmbäder die Sorgenkinder des Stadtkämmerers. Denn die Kosten für Wasser und Energie steigen.
Alle Gewerke an einen Tisch
Viele Bäder entstanden zu Zeiten des Wirtschaftswunders, oder im Osten Deutschlands in den 60er-Jahren. Die großflächigen Glasfronten bröckeln. Sie auf effiziente Isolierverglasung umzurüsten, ist teuer. Bleibt als Ausweg, die Eintrittspreise zu erhöhen. Doch dieser Weg führt in die Irre, denn dann schwinden die Besucherzahlen, und die Einnahmen gehen zurück. Die Katze beißt sich in den Schwanz.
Hier sind Installateure und Planer als Partner der Kommunen gefragt. Erneuerbare Energien bieten die Chance, die Betriebskosten der Bäder drastisch zu senken. Auf diese Weise wächst der Spielraum für die Refinanzierung der baulichen Sanierung, sprich: für Wärmedämmung, moderne Anlagenhydraulik und Systemsteuerung sowie die Sanierung des Daches. Meist müssen die Hallendächer verstärkt werden, um die Photovoltaik aufnehmen zu können. Es wächst aber auch der Spielraum, um die Bäder zu modernisieren, um ihren Nutzern künftig mehr anzubieten als ein warmes Wasserbecken. Wellness, Fitness und Gastronomie sind dafür Beispiele.
Kombi mit BHKW
Aus der Kombination von Sonnenstrom mit gasbetriebenen BHKWs lassen sich Schwimmbäder sehr effizient versorgen: mit Strom und Wärme. Dabei geht es nicht nur um 25 Grad im Schwimmbecken, sondern um die hygienische Aufheizung des Wassers, um Keime und Mikroben abzutöten.
Es geht um den hohen Strombedarf der großen Pumpen, die erhebliche Wassermengen umwälzen, am Tag und in der Nacht. Nicht selten ist eine Sauna angeschlossen, auch haben Schwimmbäder einen hohen Warmwasserbedarf in den Duschen. Lüftung mit Wärmerückgewinnung lässt sich durch Sonnenstrom abdecken, ebenso die moderne LED-Beleuchtung unter der Hallendecke. Auch Wärmepumpen lassen sich sinnvoll einbinden, solche Beispiele gibt es bereits.
Schwimmbäder brauchen Konzepte, an denen viele Gewerke beteiligt sind: Solarteure, Elektrofachleute, SHK-Betriebe, Dachdecker, Experten für Fenster und Fassaden. Neben Strom, Wärme und Wasser geht es um Gebäudeautomation und effiziente Regelungstechnik, um Elektrotankstellen für die Nutzer, um Veranstaltungstechnik und ansprechende Gastronomie. Also um viel mehr als nur das Wasser im Becken.
Unsere Grafikserie
Eigenverbrauch verständlich gemacht
Für den Laien ist die technische Vielfalt der Solargeneratoren kaum überschaubar. Deshalb zeigen wir Ihnen und Ihren Kunden, wie anspruchsvolle Gebäude und ihre Nutzer mit Sonnenstrom versorgt werden. In jeder Ausgabe von photovoltaik erscheint eine neue Präsentationsgrafik – exklusiv für unsere Leser.
Die Grafiken wurden von Michael Römer gezeichnet, technischer Illustrator aus Berlin. Neben der Solarbranche hat er sich beispielsweise auf anspruchsvolle Grafiken für die Luftfahrt spezialisiert.