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Ein Geschäft für Profis

Ein grauer, kalter Februartag. In Kremmen, nördlich von Berlin, beginnen die Landwirte wie überall im Lande mit ihrer Frühjahrsarbeit. Besonders die Spargelfelder, die in dieser Gegend reichlich bewirtschaftet werden, brauchen jetzt Aufmerksamkeit und viele Handgriffe, damit in wenigen Wochen das beliebte Gemüse auch wirklich aus dem Boden schießt. Doch Landwirt Malte Voigts denkt in dieser Zeit auch noch an etwas anderes. Auf seinen Rinderställen soll die Solaranlage gereinigt werden, bevor die sonnenintensive Zeit beginnt. Denn auch vom Dach sollen maximale Erträge fließen.

Um neun Uhr haben die beiden Fachkräfte der Firma Schulz Gebäudeservice mit der Reinigung der Anlage begonnen. Rund 2.500 Quadratmeter Modulfläche, verteilt auf zwei Stalldächer, gilt es zu säubern. Das Wetter zeigt sich an diesem Tag von seiner unangenehmen Seite. Die Temperatur steigt nur auf knapp über null Grad, und es weht ein eisiger Wind. Philip Lojewski und Daniel Klassen sind unter ihren Arbeitsanzügen warm angezogen. Zusätzlich schützen Handschuhe und eine fest verschnürte Kapuze vor der Witterung.

Ein Dach mit Tücken

Die Dächer sind mit Welleternit gedeckt. Schaut man von unten im Stall gen Dachfläche, ist sofort klar, dass das Dach seine Tücken hat. Wartungsstege gibt es nicht. Um den Stall herum besteht das Gelände zum großen Teil aus einer eingesumpften Wiese, die außerdem uneben ist.

Ein Steiger scheidet aus, zum Teil sind die Flächen dafür zu klein, zum anderen teilweise morastig. Ein Gerüst scheidet wegen der Unebenheiten ebenfalls aus. Wegen der starken Verschmutzung ist auch eine Reinigung von unten mit langen Teleskopstangen nicht sinnvoll. Sie würde schlichtweg zu lange dauern.

Also betreten Lojewski und Klassen das Dach über den First und reinigen es von dort aus. Der First besteht aus stabilen Balken. Sekuranten gibt es ebenfalls nicht. Die Mitarbeiter sichern sich an den Gestellen der auf der anderen Dachhälfte aufgeständerten Module. Da beide auf dem First stehen, können sie die Module von oben nach unten reinigen, so wie sie es am liebsten tun.

Frisches Wasser kommt aus dem Brunnenanschluss auf dem Hof. Das Wasser wird durch die Filteranlage von Unger geschickt und mit einem Kompressor unter Druck in die Schläuche und schließlich in die rotierenden Bürsten geleitet. Die Arbeitsteilung auf dem Dach ist einfach.

Ein Mitarbeiter reinigt, der andere überwacht die Schlauchlage und zieht die Schläuche nach Bedarf weiter, denn diese sind doch relativ schwer. Außerdem passt der zweite Mann auf seinen Kollegen auf und achtet darauf, dass sich keine Seile der PSA verheddern oder hängen bleiben. Falls notwendig, baut er Schläuche dazu und ist im Ernstfall bereit, seinem Kollegen zu Hilfe zu eilen oder Hilfe zu holen.

„Wir machen keine Reinigung allein, immer sind zwei Kollegen vor Ort“, darauf legt Vertriebsleiter Uwe Bierbaum von Schulz Gebäudeservice großen Wert. Überhaupt werde Arbeitsschutz großgeschrieben.

Gefährdungen dokumentiert

Wie bei jeder anderen Reinigung auch wird im Zuge der Angebotserstellung eine Gefährdungsanalyse erarbeitet. Bierbaum erläutert das im Detail: „Wir fotografieren bei Angebotserstellung das Objekt nicht nur von außen, sondern immer auch von innen. Unser Sicherheitsbeauftragter schaut sich alles genau an und gibt entsprechende Hinweise.“ Wie ist das Dach begehbar, gibt es Sekuranten, Möglichkeiten zur Einrüstung oder zum Einsatz eines Steigers? Bei der Angebotserstellung wird auch untersucht, welche Art von Verschmutzung vorliegt und ob überhaupt eine Reinigung notwendig ist.

Die Dokumentation zur Anlage, die neben der Gefährdungsanalyse auch Kerndaten wie Größe und Art der Beschichtung enthält, wird unter den Kundendaten gespeichert. Vor der Abfahrt zur Reinigung werden die Daten an die Reinigungskräfte übergeben und die Besonderheiten des Auftrages mit dem Meister besprochen. Kommen die Mitarbeiter zur Anlage, prüfen sie vor Arbeitsbeginn noch einmal die wichtigsten Dinge, denn es kann sich seit dem letzten Besuch durchaus etwas verändert haben. Auch solche Erkenntnisse fließen dann in die Dokumentation ein.

Versierte Reiniger denken mit

Im Falle des Dachaufbaus in Kremmen ergänzt Lojewski: „Wir achten darauf, dass wir uns nicht mitten auf den Platten bewegen, sondern immer da, wo die Verschraubung ist, denn dort verlaufen auch die Balken.“

„Es kann durchaus vorkommen, dass wir Schäden an der Anlage bemerken. Zum Beispiel haben wir neulich bei einer Dünnschichtanlage Risse entdeckt“, erzählt Lojewski weiter. In diesem Falle wurde die Anlage vor der Reinigung abgeschaltet, Fotos gemacht und der Kunde informiert. Philip Lojewski ist bereits seit zehn Jahren als Gebäudereiniger bei Schulz Gebäudeservice tätig. Als das Unternehmen vor vier Jahren in die Solarreinigung einstieg, hieß das auch für ihn also, noch einmal dazuzulernen. Inzwischen hat er, wie sein Kollege Daniel Klassen, viele Solaranlagen gereinigt und ist sozusagen ein alter Hase im Geschäft.

Mit Partnern und Fachwissen

Uwe Bierbaum, der Vertriebsleiter von Schulz Gebäudeservice, ist viel unterwegs. So kam er auch mit dem Thema Solarreinigung in Berührung. Erste Angebote führten damals auch sofort zu Aufträgen. Inzwischen reinigt das Unternehmen jährlich mehrere Hundert Anlagen. Gleich zu Beginn wollte Bierbaum allerdings tiefer in die Materie einsteigen. Er nahm mit dem Fraunhofer ISE in Freiburg und den Herstellern von Reinigungssystemen Kontakt auf, um die Anforderungen, die sich aus der Modultechnologie ergeben, zu verstehen und adäquate Reinigungstechniken zu entwickeln.

Er suchte auch von Anfang an Partnerschaften mit Installateuren und Betriebsführern. F&S Solar und Polen Solar sind solche Partner der ersten Stunde. Die Unternehmensgruppe Schulz Gebäudeservice zählt zu den größeren Mittelständlern im Reinigungsgewerbe. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Espelkamp arbeitet mit rund 3.000 Mitarbeitern an acht Standorten in Deutschland und betreut aktuell rund 13.000 Kunden in Industrie, Handel, öffentlicher Hand und privaten Haushalten. Inzwischen wurde Schulz Gebäudeservice im Testzentrum für Energiesystemtechnik der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) für die Photovoltaikreinigung zertifiziert.

Geprüft wurden das Reinigungsergebnis und die Arbeitssicherheit anhand der beispielhaften Reinigung einer 1,8-Megawatt-Aufdachanlage in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Die 16.000 Quadratmeter große Anlage, bestehend aus kristallinen und Dünnschichtmodulen verschiedener Hersteller, wurde mit Messtechnik ausgestattet und die Anlagenleistung vor und nach der Reinigung gemessen.

Im Rahmen der Zertifizierung wurde in puncto Arbeitssicherheit auch der Einsatz von Gerüsten und Steigern und die Sicherung per Sekuranten geprüft. Ähnlich wie bei der Anlage in Kremmen gab es auch dort einen aufgeständerten Anlagenteil, der zu Testzwecken als Sicherungspunkt auf dem Dach verwendet wurde. Damals kam man zu dem Ergebnis, dass er die erforderliche Tragkraft hat. „Aber das heißt nicht, dass das immer geht“, schränkt Uwe Bierbaum selbst ein.

Favoriten beim Equipment

Beim Reinigungsequipment haben die Mitarbeiter von Schulz Gebäudeservice für große Dachanlagen einen ganz klaren Favoriten. Er besteht aus einer Kombination des Bürstensystems Isolar von Kärcher mit dem Filtersystem N-Lite Hydro Power DI von Unger. „Rotierende Bürsten entfalten einen stärkeren Nutzen als starre Bürsten. Das kennt man auch aus der Autowaschanlage“, erklärt Bierbaum. Der lange Flor begünstigt auch die Reinigung in den Randbereichen und in den Ritzen zwischen Modul und Rahmen, wo sich oft Moos bildet, Spinnweben oder andere Ablagerungen sammeln.

Je nach Anlage, ob aufgeständert oder parallel zum Dach wie in Kremmen, werden kürzere oder längere Teleskopstangen verwendet. Am Unger-Mischharzfilter schätzt Bierbaum die einfache Handhabung. Im Gegensatz zu Systemen mit Patronen kann das Mischharz zum Entmineralisieren des Wassers einfach in kleinen Säcken in den Behälter gefüllt werden. Das Wasser durchströmt den ganzen Behälter und steht deshalb auch anders als bei Patronensystemen in der notwendigen Durchlaufmenge zur Verfügung. Hinter dem Filtersystem wird ein kleiner Generator angeschlossen, der das Wasser mit entsprechendem Druck in die Schläuche und aufs Dach bringt.

Auch exotische Verschmutzungen

„Moos, Pilze, Rost, Brandschäden, wir haben schon alle möglichen Verschmutzungen gesehen und natürlich auch gereinigt“, berichtet Bierbaum. Ganz exotisch: Auf einer Anlage bei Duisburg gab es eine Hämatitablagerung.

Das ist eine Eisenoxidverbindung, die bei Verhüttung entsteht und sehr hartnäckig ist. „Da haben wir wochenlang auf den Knien gearbeitet und gereinigt. Die Ablagerungen wurden beim TÜV untersucht. Es war sogar Goldstaub dabei, der mit Saharasand herangetragen wurde.“

Bei der Anlage in Kremmen ist die Art der Verschmutzung eher gewöhnlich. Ammoniak aus der Tierhaltung bildet in Verbindung mit Wasser Salmiakgeist. Dieser klebt und bindet. Zusammen mit anderen Verschmutzungen wie Pollen oder Staub ergibt das einen Schmutzfilm, der nicht mehr durch Selbstreinigung abgetragen werden kann.

Betreiber freut sich über mehr Leistung

Aus Sicht Bierbaums ist der einzige natürliche Reinigungsweg, der überhaupt funktioniert, die Abfolge von Regen, Frost und danach Schnee, der langsam abtaut. „Aber diese Wetterereignisse müssen in genau dieser Reihenfolge eintreten. Und bei hartnäckigen Verschmutzungen ist auch das keinesfalls ausreichend.“

Knapp zwei Tage werden die beiden Reinigungskräfte für ihre Arbeit auf den beiden Stalldächern benötigen. Im Falle des Eigentümers Malte Voigts brauchte es keine langen Argumentationen. Er sagt: „Mir war von Anfang an klar, dass ich die Anlage reinigen muss. Das liegt einfach an der Art, wie wir die Tiere halten. Die Ställe sind offen, und es ist unvermeidlich, dass sich auf den Dächern Schmutz sammelt.“ 2010 wurde die Dünnschichtanlage gebaut. Seitdem lässt er sie auch mindestens einmal jährlich reinigen. Das Monitoring macht er selbst.

Zwar hat er keine genauen Messungen und Vergleichswerte, aber seine Schätzung lautet: „Zwischen 15 und 25 Prozent mehr Leistung habe ich nach der Reinigung.“ Die rund 2.500 Quadratmeter Modulfläche kosten ihn in der Reinigung rund 2.000 Euro. Für ihn rechnet sich das.

Für Uwe Bierbaum gibt es im Vertrieb eine Faustregel: „Die Reinigungskosten dürfen sechs Prozent vom Vorjahresertrag der Anlage nicht übersteigen, das heißt im Umkehrschluss: Die Reinigung muss sich innerhalb von vier bis sieben Wochen amortisieren.“ Kann er aufgrund der Verschmutzung eine solche Performancesteigerung nicht vorhersagen, rät er auch schon mal von einer Reinigung ab. Er setzt auf faire Preise und Vertrauen.

Ausfallrisiko trägt nicht der Kunde

Hätte es zum Beispiel an diesem Tag in Kremmen geschneit oder Minustemperaturen gegeben, wäre niemand aufs Dach gestiegen. Bei großer Hitze oder Frost wird nicht gereinigt. Das Ausfallrisiko durch Schlechtwetter trägt Schulz Gebäudeservice.

Der Kunde wird in solchen Fällen nicht mit zusätzlichen Kosten belastet. Auch wenn es anderen Zusatzaufwand gibt, wird meist nicht nachverhandelt. Mit diesem Konzept ist Bierbaum erfolgreich. Er hat viele langjährige Kunden, immer neue kommen hinzu. Gerade unter Landwirten herrscht ein reger Erfahrungsaustausch.

Für Bierbaum ergeben sich in diesem Kundenkreis mitunter Zusatzaufträge. Denn er fragt immer, was eventuell sonst noch für den Kunden getan werden könnte, zum Beispiel andere Flächen reinigen oder Bäume zurückschneiden.

www.sgbs.de

Kärcher

Rotierende Bürsten mit Teleskopstange

Das System Isolar besteht aus einer Teleskopstange mit rotierenden Bürsten. Je nach Ausführung können bis zu 1.500 Quadratmeter Modulfläche an einem Tag wirtschaftlich gesäubert werden. Die beiden Scheibenbürsten sind kugelgelagert und mit einer kratzfreien Beborstung aus Nylon versehen. Sie werden durch das Wasser aus dem Hochdruckreiniger im Niederdruckbetrieb gegenläufig angetrieben und lassen sich dadurch mit geringem Kraftaufwand in Bahnen führen. Sie sind an der Teleskoplanze befestigt, die sich stufenlos auf eine Länge von bis zu 14 Metern ausfahren lässt. Die Teleskopstange besteht aus Karbon beziehungsweise Karbon-Verbundstoff und ist deshalb leicht und stabil. Die Wasserzufuhr kann über einen Kugelhahn an der Lanze ein- und ausgeschaltet werden. Alle Anschlüsse sind aus Messing und Edelstahl gefertigt, um Korrosion vorzubeugen. Für kleinere Flächen, beispielsweise bei aufgeständerten Anlagen, ist das Zubehör auch mit einer Bürste erhältlich.

www.kaercher.de

Unger

Pures Nass

Entmineralisiertes Wasser hat ein besseres Schmutzlösevermögen als Leitungswasser. Das Wasser versucht, sein chemisches Gleichgewicht wiederherzustellen, und nimmt deshalb Mineralien auf. Dadurch wird vorhandener Schmutz gelöst. Reinigungschemie wird gespart, und ein Nachtrocknen kann entfallen, denn entmineralisiertes Wasser trocknet ohne Rückstände. Beim Deionisierungsfilter von UNGER N-Lite Hydro Power DI befindet sich das Harz in vorportionierten und einfach zu handhabenden Beuteln. Das macht den Harzwechsel einfach, schnell und sauber. Den Filter gibt es in drei Größen mit einem, zwei oder vier Harzbeuteln, je nachdem wie groß die Fläche ist.

www.ungerglobal.com

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