Die letzten Jahre mit verhaltenem Zubau in Deutschland und der dynamischen Entwicklung des Eigenverbrauchs haben einem Marktsegment besondere Entwicklungsschritte abverlangt: der Leistungsüberwachung. Unter Zeitdruck installierte Anlagen in den Boomjahren mit zum Teil erheblichen Mängeln und daraus resultierenden Mindererträgen haben förmlich nach einem lückenlosen Monitoring geschrien. Der Markt reagierte und hat Lösungen entwickelt. Deutsche Unternehmen können nun von diesem Vorsprung auch international profitieren.
Das Consulting-Unternehmen Solichamba aus San Francisco hat zusammen mit Greentech Research eine Marktanalyse zum globalen Monitoringmarkt verfasst, die den Unternehmen SMA, Meteocontrol, Solar-Log und Skytron Energy beste Plätze bescheinigt. Interessant sind nicht nur die einzelnen Platzierungen, sondern auch die Betrachtungen zur Marktsegmentierung und daraus abgeleitete Anforderungen an Monitoringsysteme. Betrachtet wurde das Jahr 2015.
Der Anlagenmarkt wurde für die Analyse in vier Segmente unterteilt. Das ist sinnvoll, weil vereinfacht gesagt kleinere Anlagen andere Monitoringerfordernisse haben als größere und deshalb auch jeweils andere Produkte zum Einsatz kommen. Kleineren Anlagen, vor allem auf privaten Hausdächern, genügt ein einfaches Monitoring.
Grund ist der Preis: Ertragseinbußen bei kleinen Anlagen sind kaum hoch genug, um ein kostspieliges Monitoring zu rechtfertigen. So denken zumindest die meisten Anlagenbetreiber. Bei größeren Anlagen und erst recht bei Großkraftwerken können nicht erkannte Minderleistungen erhebliche finanzielle Ausfälle bedeuten. Deshalb rechnet sich hier ein komplexeres lückenloses Monitoring.
Vier Anlagengrößen definiert
In der Studie wurden deshalb vier Anlagengrößen als Kategorien definiert. In der Kategorie Residential wurden Anlagen bis 20 Kilowatt Leistung zusammengefasst, in der Kategorie Commercial Systeme zwischen 20 Kilowatt und einem Megawatt. Die Kategorie Industrial gilt für Anlagen zwischen einem und fünf Megawatt, die Kategorie Utility scale schließlich für Großkraftwerke mit mehr als fünf Megawatt Leistung. Der Autor der Studie, Cedric Brehaut, räumt selbst ein, dass diese Kategorisierung an manchen Stellen unscharf ist, denn schließlich kann eine kleine Privatanlage auch schon mal größer sein als 20 Kilowatt oder eine gewerbliche Anlage kleiner. Entsprechende Unschärfen kann es auch in den anderen Segmenten geben. Aber die Einteilung hat einen unschlagbaren Vorteil: Sie ist objektiv, leicht messbar und in allen Märkten anwendbar.
Marktszenarien haben Einfluss
Doch nur allein die Anlagengröße zu betrachten würde der Komplexität des Themas nicht gerecht. Andere wichtige Faktoren beeinflussen das Geschehen. Deshalb wurden auch die verschiedenen Märkte in ihrer Charakteristik beschrieben. In Märkten mit Net Metering – der eingespeiste Strom wird von der bezogenen Strommenge abgezogen – hat Solarstrom systembedingt den gleichen Preis wie Netzstrom, der Anlagenbesitzer eher geringere Monitoringbedürfnisse.
Übertragungsnetzbetreiber müssen in solchen Märkten jedoch genau hinschauen, denn sie müssen die Hauptlast der daraus resultierenden Risiken managen. In Eigenverbrauchsmärkten sind Netzeinspeisungen zum Teil verboten, werden gekappt oder haben einen geringeren Preis als der eingekaufte Strom. Daraus resultiert das ökonomische Interesse, so viel Energie wie möglich selbst zu nutzen. In diesen Märkten spielt das Monitoring eine Schlüsselrolle, um eine Anlage wirtschaftlich zu betreiben.
Länder, in denen Einspeisetarife geringer sind als Stromtarife, verhalten sich wie Eigenverbrauchsmärkte. Deutschland ist Paradebeispiel für solch ein Szenario. Anlagenbesitzer in Einspeisemärkten haben eher ein geringeres Interesse an einem ausgefeilten und damit auch kostenintensiveren Monitoring. Sie erhalten einfach ihren Scheck oder ihre Überweisung und sind zufrieden.
Natürlich hängt dieses Verhalten auch ganz entscheidend von der Anlagengröße ab. Große Investoren müssen auch hier ganz genau hinschauen, oft auch auf Verlangen der Banken. Frankreich ist ein typisches Beispiel für einen sogenannten Einspeisemarkt – noch jedenfalls, denn Direktvermarktung gibt es noch nicht. Eigenverbrauch ist aufgrund der niedrigen Strompreise wenig attraktiv.
Schließlich wurden auch Großhandelsmärkte als eigenes Marktszenario beschrieben. In diesem Fall arbeiten Solarkraftwerke wie andere Großkraftwerke. Anforderungen an Monitoring und Steuerung sind hochkomplex. Leistungsprognosen spielen eine große Rolle, ihre Treffsicherheit beeinflusst den wirtschaftlichen Erfolg.
Unabhängige Anbieter ganz vorn
Mehr als 50 internationale Anbieter wurden in der Studie untersucht. Drei Gruppen wurden gebildet: unabhängige Softwarehersteller, Hersteller von Wechselrichtern oder Moduloptimierern, die in Verbindung mit den verkauften Komponenten Monitoringportale anbieten, und schließlich Downstream-Unternehmen: große Projektierer, Installateure oder vertikal integrierte Hersteller wie zum Beispiel First Solar, die große Projekte bauen und eigene Monitoringlösungen implementieren.
Der frei zugängliche Executive Summary bietet interessante Einblicke in die Marktanteile der jeweiligen Anbietergruppen. In Summe bedienen die unabhängigen Softwareanbieter den größten Teil des weltweiten Marktes: 64 Prozent. Sie verzeichneten 2015 auch das größte Wachstum mit einem Anteil von 69 Prozent. Im Segment Residential haben unabhängige Softwareanbieter einen Marktanteil von 38 Prozent und verzeichnen mit einem Anteil von 21 Prozent bei Neuinstallationen nur ein relativ geringes Wachstum. 41 Prozent der Neuinstallationen in diesem Segment konnten Anbieter von Leistungselektronik für sich akquirieren, integrierte Hersteller 38 Prozent.
Betriebsdaten großer Parks
Im gewerblichen Bereich (Commercial) dominieren die unabhängigen Softwareanbieter mit jeweils 60 Prozent Anteil am Gesamtmarkt und 60 Prozent Anteil bei Neuinstallationen. Die Wechselrichterhersteller rangieren auf Platz zwei, wobei sie ein wenig an Schwung verloren haben gegenüber Downstream-Unternehmen.
Auch bei größeren Anlagen – sowohl im Segment bis ein Megawatt als auch bei den großen Solarparks über fünf Megawatt – sind die unabhängigen Softwareanbieter führend. Sie kommen jeweils auf 76 beziehungsweise 67 Prozent Marktanteil und ein anteiliges Wachstum von 86 und 74 Prozent.
Meteocontrol und Skytron Energy wurden als unabhängige Softwareanbieter betrachtet und nicht in die Gruppe Downstream einsortiert, da die übergroße Mehrheit der von ihnen überwachten Anlagen Fremdanlagen sind und nicht von der Muttergesellschaft projektiert wurden.
Solaredge, Hersteller von Leistungsoptimierern mit eigenem Monitoringportal, ist allerdings nicht in der Betrachtung vertreten, da das Unternehmen keine entsprechenden Daten zur Verfügung gestellt hat. Auch ist die Zahl der verkauften Leistungsoptimierer nicht gleichzusetzen mit der überwachten Anlagenleistung: Nicht jede Anlage mit Solaredge-Leistungsoptimierern wird auch mit dem firmeneigenen Monitoring überwacht.
Von deutschen Anbietern wurden 2015 weltweit 47 Gigawatt Leistung überwacht, rund die Hälfte davon in Deutschland. Das Wachstum betrug im letzten Jahr für diese Anbieter sechs Prozent. Der Löwenanteil davon, 80 Prozent, wurde außerhalb Deutschlands dazugewonnen.
SMA führt mit 15,1 Gigawatt weltweit überwachter Photovoltaikleistung die Liste der wichtigsten Anbieter an. In der Systematik der Studie zählt SMA zu den Anbietern von Leistungselektronik. Im Bereich der gewerblichen Anlagen mit einer Anlagengröße zwischen 20 Kilowatt und einem Megawatt verzeichnete SMA ein starkes Wachstum und liegt nun mit 8,1 Gigawatt überwachter Anlagenleistung auch dort erstmals auf Platz eins. Darüber hinaus behauptete SMA im Anlagensegment Industrial (ein bis fünf Megawatt) den ersten Platz.
Meteocontrol rangiert mit elf Gigawatt überwachter Leistung auf dem ersten Platz unter den unabhängigen Softwareanbietern. Innerhalb des Marksegments Industrial ist Meteocontrol Marktführer in der Gruppe der unabhängigen Anbieter. Solar-Log landet auf Platz zwei hinter Meteocontrol bei Betrachtung des Gesamtvolumens in der Gruppe der unabhängigen Softwareanbieter.
In den Marktsegmenten Residential und Commercial hat Solar-Log allerdings die Nase vorn und darf sich internationaler Marktführer bei kleineren und mittleren Anlagen nennen.
Von Müttern und Töchtern
Skytron Energy, seit letztem Jahr eine Tochter von First Solar, erreicht über alle Anbietergruppen Platz vier in der Gesamtwertung. Innerhalb der Anbietergruppe unabhängige Softwarehersteller liegt das Unternehmen auf Platz drei. Im Segment Großkraftwerke über fünf Megawatt spielt dieses Unternehmen sein besonderes Know-how erfolgreich aus und belegt hier den Spitzenplatz. First Solar ist in der Studie als Downstream-Anbieter vertreten.
Ein weiterer deutscher Anbieter für Monitoring- und Steuerungslösungen wurde betrachtet, Papendorf SE. Das süddeutsche Unternehmen entwickelt seit 15 Jahren Hard- und Softwaresysteme und hat in der Vergangenheit viele OEM-Lösungen, unter anderem zum Beispiel für Danfoss, Platinum, SMA, Kostal, Schüco und andere, realisiert.
Dieser Vertriebsweg hat zur Folge, dass genaue Zahlen zu überwachter Leistung schwer zu ermitteln sind. Doch das Unternehmen rückt jetzt sein Produkt-Label Sol Connect in den Vordergrund und entwickelt darüber hinaus auch Messtechnik zur Bestimmung der Leistung von Modulen im Freifeld weltweit.
Und schließlich ist noch ein spanisches Unternehmen erwähnenswert: Green Power Monitor ist der unabhängige Anbieter, der im letzten Jahr am stärksten gewachsen ist.
Einheimische Anbieter bevorzugt
Nach Einschätzung von Brehaut sind die deutschen Unternehmen sehr erfolgreich in vielen Ländern, aber selten Marktführer. „Gerade in jungen Märkten, in denen einheimische Firmen noch keine adäquaten Produkte anbieten, ergeben sich Chancen, ganz besonders für Wechselrichterhersteller.“
Doch wenn die Märkte wachsen und mehr Wettbewerb entsteht, verändern sich auch die Marktverhältnisse. Investoren begreifen, dass sie ein Monitoringsystem brauchen, das mit verschiedenen Wechselrichterfabrikaten kompatibel ist.
Cedric Brehaut hat noch einen weiteren interessanten Trend ausgemacht: „Wir sehen, dass weltweit in den einzelnen Märkten einheimische Anbieter die Nase vorn haben. Obwohl die Produkte doch sehr ähnlich sind, haben die Kunden in aller Welt scheinbar eine Präferenz für Lösungen aus dem eigenen Land.“
Deutsche Firmen versuchen im Ausland, ihre ausgereiften Produkte zu verkaufen. Fast nie übernehmen sie einheimische Firmen. Das machen eher Unternehmen aus anderen Ländern. Da aber im Monitoringmarkt nationale Anbieter langfristig bevorzugt werden, scheint ein Wachstum über Partnerschaften oder Firmenzukäufe erfolgreicher zu sein.
Kooperationen bieten Chancen
In Zukunft werden wohl vor allem Kooperationen mit Netzbetreibern weiter zunehmen. Zum Beispiel werden in Kalifornien demnächst Wechselrichter in der Lage sein müssen, mit dem Netz zu kommunizieren.
In Deutschland gibt es bereits eine Kooperation zwischen Tennet und SMA. Das ist aber auch ganz folgerichtig. Ab einer gewissen Strommenge aus volatilen Energien ist das ein Muss für die Integration.
Aus dieser Entwicklung resultiert eine spannende Frage: Wird die Zukunft im Monitoringmarkt den Wechselrichterherstellern oder den unabhängigen Softwareanbietern gehören?
„Es ist nach wie vor ein sehr fragmentierter und vom Wettbewerb geprägter Markt“, antwortet Brehaut und fährt fort: „Unabhängige Anbieter finden ihre Chance in der Kooperation mit Wechselrichterherstellern, deren Software vielleicht noch nicht ganz ausgereift ist. Und nicht notwendigerweise müssen die Wechselrichter direkt mit dem Netzbetreiber kommunizieren. Es könnten auch große Aggregatoren entstehen, die Daten sammeln, aufbereiten und verteilen. Das ist eine Marktchance für Softwareunternehmen.“
Für die nächsten Jahre ist vor allem eine Entwicklung sicher: Der Markt wird insgesamt wachsen, sodass es Chancen genug für alle gibt.