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Jubiläum

25 Jahre Ideen für Österreich

Es war lange vor dem ersten Boom, als sich fünf Unternehmen zusammen mit Bernd Rumplmayr in Wien zusammengetan haben, um innerhalb der österreichischen Wirtschaftskammer (WKO) eine Arbeitsgemeinschaft Photovoltaik ins Leben zu rufen. Damals, es war 1996, war es mutig, daran zu glauben, dass Solarstrom irgendwann eine signifikante Rolle in der österreichischen Versorgung spielen könnte.

Schließlich waren gerade mal 1,7 Megawatt Leistung in der Alpenrepublik installiert. „Wir waren absolute Neulinge und man fragte uns, was wir wollen und uns erwarten“, erinnert sich Bernd Rumplmayr. „Aber die Entwicklung gab uns in unserem Bestreben recht. Da unser Strom aus der Sonne und nicht aus der Steckdose kommt, kann uns niemand diesen Strom abschalten. Nur mit Strom aus der Sonne, der Photovoltaik, gibt es die Energiewende und sichert so die Zukunft unserer Nachkommen!“

2005 wird aus der Arbeitsgemeinschaft der Verband PV ­Austria. In der Mitte der erste Vorsitzende Bernd Rumplmayr.

Foto: Photovoltaic Austria

2005 wird aus der Arbeitsgemeinschaft der Verband PV ­Austria. In der Mitte der erste Vorsitzende Bernd Rumplmayr.
Mit leeren Fördertöpfen mussten die österreichischen Planer und Installateure immer wieder zurechtkommen.

Foto: Fotodienst/Anna Rauchenberger

Mit leeren Fördertöpfen mussten die österreichischen Planer und Installateure immer wieder zurechtkommen.
Im Jahr 2008 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Hans Kronberger (Dritter von links) leitet die Geschicke des Verbands über zehn Jahre lang.

Foto: Photovoltaic Austria

Im Jahr 2008 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Hans Kronberger (Dritter von links) leitet die Geschicke des Verbands über zehn Jahre lang.

Weltkonferenz in Wien

Schließlich ist in den letzten 25 Jahren die installierte Leistung auf 2.400 Megawatt angestiegen. Das ist mehr als das 1.400-Fache. Damit hätte sicherlich 1996 keiner der sechs Gründer gerechnet. Damals ging es darum, die Photovoltaik in die Köpfe der Menschen zu bringen.

Ein Schritt dahin war sicherlich auch die zweite Photovoltaik-Weltkonferenz im Jahr 1998, die die Arbeitsgruppe nach Wien brachte. Damals waren in Österreich schon 469 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 2,2 Megawatt installiert.

Legendäre Kampagnen

Die Kosten waren von Anfang an ein Thema. So ging der damalige österreichische Umweltminister Martin Bartenstein davon aus, dass der Solarstrom 20 Jahre später, also 2018, dem konventionell erzeugten Haushaltsstrom preislich ebenbürtig sein würde. Damals kostete die Kilowattstunde noch elf Schilling, umgerechnet 80 Cent pro Kilowattstunde. Bartenstein taxierte die Gestehungskosten für 2018 auf 3,7 Schilling – umgerechnet 27 Cent – pro Kilowattstunde.

Im Jahr 2002 gab es dann den ersten rechtlichen Rahmen, an dessen Ausarbeitung die damalige Arbeitsgemeinschaft Photovoltaik maßgeblich beteiligt war. Neben einer Abnahmepflicht für Photovoltaikstrom durch die Netzbetreiber gab es eine festgeschriebene Vergütung. Diese sollte so ausgestaltet werden, dass der kontinuierliche Zubau von weiteren Anlagen gesichert ist.

Es war ein erster großer Erfolg, doch die Arbeit hatte dann erst begonnen. Die Arbeitsgemeinschaft musste sich neu organisieren und etablierte eine feste Geschäftsführung. Im Jahr 2005 löste sich die Arbeitsgruppe aus der WKO und gründete den eigenständigen Bundesverband Photovoltaic Austria. Zum ersten Präsidenten wurde Bernd Rumplmayr gewählt. Die installierte Leistung in Österreich war auf 25 Megawatt angewachsen.

Das Thema Photovoltaik gewann an Fahrt. Mit Hans Kronberger konnte ein neuer Vorstandsvorsitzender gewonnen werden, der den Verband gut gegen die neuen Bremser der Energiewende in der Politik aufgestellt hat. Der Journalist und ehemalige Abgeordnete des Europäischen Parlaments hatte Erfahrung damit, neue und innovative Idee und ambitionierte Ziele zu formulieren und den Menschen nahezubringen.

Denn die installierte Leistung stieg zwar auf 32 Megawatt. Doch um eine solare Energiewende zu schaffen, brauchte es viel mehr. Der Verband wurde nicht müde, auf die Chancen der solaren Energiewende und die dafür unpassenden Rahmenbedingungen hinzuweisen. Die Kampagnen und Pressekonferenzen waren so ideenreich wie legendär.

Ewige Wartezeit

Mit der „Sonnenfinsternis über Österreich“ hat PV Austria auf die Novelle zum Ökostromgesetz im Jahr 2011 geantwortet. „Mit dem vorliegenden Entwurf ist in Österreich die Sonne untergegangen, bevor sie aufgegangen ist“, kritisierte Hans Kronberger die Brosamen, die die Regierung der Photovoltaik als Unterstützung angedeihen lassen wollte.

Damit war eine Beschleunigung des Zubaus in Österreich kaum möglich, während in den Nachbarländern die Solarbranche den ersten Höhenflug erlebte. Das Ergebnis: Die Warteschlange auf die Tarifförderung wurde länger und länger. Der „PV-Methusalem“ war die Antwort des Verbandes.

Während in den Nachbarländern der Zubau kräftig vorangeht, bremst die österreichische Regierung den Ausbau der Photovoltaik aus.

Foto: Martina Draper

Während in den Nachbarländern der Zubau kräftig vorangeht, bremst die österreichische Regierung den Ausbau der Photovoltaik aus.
Der PV-Methusalem: Die Warteschlange auf die Tarifförderung war so lang, dass das Budget auf neun Jahre ausgebucht war.

Foto: Fotodienst/Anna Rauchenberger

Der PV-Methusalem: Die Warteschlange auf die Tarifförderung war so lang, dass das Budget auf neun Jahre ausgebucht war.
Das erste Gigawatt ist geschafft. Der damit erzeugte­ Strom reicht für 6.000 Jahre Riesenrad fahren.

Foto: APA-Fotoservice-Langegger

Das erste Gigawatt ist geschafft. Der damit erzeugte­ Strom reicht für 6.000 Jahre Riesenrad fahren.
2019 wird Herbert Paierl (r. neben dem Aufsteller) zum Vorsitzenden gewählt. Für gut ein Jahr hatte Vera Immitzer (l. daneben) die Leitung des Verbands übernommen.

Foto: Photovoltaic Austria

2019 wird Herbert Paierl (r. neben dem Aufsteller) zum Vorsitzenden gewählt. Für gut ein Jahr hatte Vera Immitzer (l. daneben) die Leitung des Verbands übernommen.

Kampf gegen die Radieschensteuer

Die Anlagenbetreiber mussten zwar nicht die knapp 1.000 Jahre ihrer Vergütung harren, die Methusalem in der Bibel zugeschrieben werden. Doch schon im Jahr 2011 war mit dem vorgesehenen Budget der Fördertopf mit den gebauten Anlagen bis 2019 komplett ausgebucht. „Wir appellieren an den Wirtschaftsminister und an das Parlament, das neue Ökostromgesetz so zu gestalten, dass Österreichs PV-Werber, ähnlich wie in über 50 Staaten der Welt, die Möglichkeit erhalten, in diese Zukunftstechnik zu investieren“, betonte Hans Kronberger auf der Pressekonferenz. „Sonnenstrom verfügt über fast unendlich viel Primärenergie und wird eine bedeutende Säule der Stromversorgung der Zukunft sein“, prognostizierte er schon damals.

Doch die Photovoltaik wurde weiter ausgebremst und die Kosten wurden von der Regierung künstlich in die Höhe getrieben: mit einer „Radieschensteuer“. So nannte PV Austria die ­Eigenverbrauchsabgabe, die die Regierung im Jahr 2014 eingeführt hat, in Anlehnung an eine Besteuerung von Gemüse aus dem eigenen Garten. Der Verband erregte so viel Aufmerksamkeit damit, dass die Regierung einlenkte.

An Förderprogrammen mitgewirkt

Mit über 30.000 Unterstützern gelang ihm die Befreiung der Anlagen mit einer Leistung von 25 Kilowatt beziehungsweise 25.000 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr von der Abgabe. Inzwischen ist sie längst abgeschafft und der Verband wurde mit steigender Anzahl von Mitgliedern zu einer Stimme, die bei politischen Entscheidungen und Prozessen immer mehr Gewicht bekam. Auf der Ebene der Landesregierungen mündete der Einsatz von PV Austria in vielfältigen regionalen Förderprogrammen. Dem Verband gelang es auch insgesamt, die Rahmenbedingungen zu verbessern.

133 Millionen Runden Riesenrad

Dennoch hat es bis 2016 gedauert, um in Österreich ein Gigawatt Solarleistung aufzubauen. Etwa 20 Jahre nach Gründung der Arbeitsgruppe Photovoltaik hat PV Austria diesen Meilenstein gebührend gefeiert: Mit einer Fahrt auf dem Riesenrad im Wiener Prater. Die Botschaft: Mit dem jährlichen Stromertrag aus all den installierten Photovoltaikanlagen kann sich das Riesenrad 133 Millionen Mal drehen.

Die Solarrevolution startet

Nach dem überraschenden Ableben von Hans Kronberger im Jahr 2018 nahm sich Vera Immitzer als Geschäftsführerin der Geschicke des Verbandes an, bevor im Jahr 2019 Herbert Paierl den Vorsitz von PV Austria übernahm. Zwar waren bis dahin stattliche 1,7 Gigawatt installiert – immerhin das Tausendfache der Leistung beim Start zwölf Jahre vorher. Doch mit der in Teilen auslaufenden Ökostromförderung ohne nahtlose Nachfolgeförderung drohte ein Knick im Zubau. Der Verband formulierte als Reaktion ein Notfallpaket und überzeugte den Nationalrat erfolgreich von der Notwendigkeit einer schnellen Umsetzung. Eine Vielzahl an bereits in der Pipeline hängenden Solaranlagen konnte damit umgesetzt werden.

Von der langen Bank runter

Auch in den vergangenen beiden Jahren hat der Verband mit Ideen weiter für die Photovoltaik getrommelt. So startete er 2020 in die „Solarrevolution“. Immerhin hatte die damals neue Regierung ein Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) versprochen, das die Energiewende beflügeln sollte. Das Ziel: Österreich bis 2030 komplett mit Ökostrom zu versorgen. Der dafür notwendige Ausbau der Photovoltaik auf 13 Gigawatt sollte kräftig unterstützt werden.

Doch erst ließ das Gesetz auf sich warten. PV Austria forderte es mit der mehrmonatigen Kampagne „EAG Jetzt“ lautstark und medienwirksam ein. „Österreich muss raus aus dem Schatten und rein in die Solarrevolution!“, war die Forderung. „Denn dank des technologischen Fortschritts, der Effizienzsteigerungen und der preislichen Entwicklungen ist die Photovoltaik als dezentrale Stromproduktion zum Hoffnungsträger der erneuerbaren Energiepolitik geworden – die Ziele der Dekarbonisierung und die strategische Versorgungssicherheit sind nur mit einem massiven Photovoltaikausbau zu erreichen. Wir müssen dringend von Ankündigen ins Tun kommen“, kritisierte Herbert Paierl die lange Bank, auf die das EAG geschoben wurde.

Solarbranche nicht hängen lassen

Schließlich ließen auch die notwendigen Verordnungen lange auf sich warten. PV Austria hat mit einer eigenen Kampagne darauf aufmerksam gemacht, dass die Branche dadurch hängen gelassen wird. Inzwischen ist die neue Förderung gestartet. Für PV Austria ist das kein Grund auszuruhen. Denn von den derzeitigen 2,4 Gigawatt zu den notwendigen 13 Gigawatt bis 2030 ist es noch ein weiter Weg.

Die Redaktion der photovoltaik wünscht dem Bundesverband PV Austria deshalb auch für die nächsten 25 Jahre viel Kraft und weiterhin zündende Ideen, um der solaren Energiewende zum Erfolg zu verhelfen. Wie das gelingen kann, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe.

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