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Solarindustrie: Ohne deutsche Fabriken gibt es keine Energiewende

Gunter Erfurt, CEO von Meyer Burger hat angekündigt, das Werk in Sachsen dicht zu machen, um Module fortan in den Staaten zu fertigen. Bis Mitte Februar 2024 wollen die Schweizer Bosse entscheiden, ob sie weiterhin in Freiberg investieren.

Die Deutlichkeit, mit der sich Erfurt an die Presse wandte, verwundert nicht. Denn die Realität ist bitterböse: Die Dumpingpreise der chinesischen Anbieter spielen die deutschen Modulhersteller an die Wand.

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Kollateralschaden der chinesischen Bereinigung

„Wir sind der Kollateralschaden eines Preiskriegs, der zwischen den chinesischen Anbietern tobt“, analysierte unlängst Detlef Neuhaus, CEO von Solarwatt, im Interview mit photovoltaik. „In China bekommen sie ihre Ware nicht verkauft, weil die Wirtschaft schwächelt. Amerika hat scharfe Regeln zu Local Content und ethischen Kriterien erlassen. Bleibt nur Europa als ungeschützter Markt. Ich wundere mich, warum Brüssel und Berlin tatenlos zuschauen.“

Soll heißen: Die Chinesen haben ihre Werke so weit aufgedonnert, dass sie nun auf der Ware sitzen bleiben. Es ist ein Problem, dass sich aus dem Gebaren der Chinesen und ihrem Verständnis von Welthandel ergibt. Genossen, Peking macht alle glücklich! Grinsend grüßt Mao aus seiner Gruft.

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Die Modernisierung der deutschen Industrie

Zur Erinnerung: Bei der Energiewende geht es  nicht nur darum, Millionen Solarmodule auf deutsche Dächer und Brachen zu schrauben. Sie bedeutet zugleich einen  Modernisierungsschub für die deutsche Industrie und das Handwerk. Die dezentrale Energiewende bietet die Chance, den Strukturwandel in der Wirtschaft durch neue Fabriken für Solarzellen, Glas und Solarmodule zu unterstützen.

Und: Eine starke Solarindustrie in Deutschland bereinigt grundsätzlich die Schieflage, die die deutsche Energiewirtschaft seit dem Ende der Kohle an Saar und Ruhr belastet. Deutschland ist arm an Rohstoffen. Das mächtigste Industrieland Europas muss seine Brennstoffe aus dem Ausland kaufen, bei Diktatoren und religiösen Fanatikern: Gas und Uran aus Russland, Öl aus Saudi-Arabien und dem Iran. Und jetzt Solarmodule aus Peking, von den roten Kaisern? Geht‘s noch? Nix gelernt?!

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Schwarzgelbes Erbe wirkt bis heute nach

Ein Dutzend Jahre ist es her, als Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) die deutsche Solarindustrie in die Pleite schickte, mit stillschweigender Rückendeckung seiner Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Statt die Energiewende zu forcieren, statt die Energiebasis der deutschen Industrie zu gesunden, wurde die Abhängigkeit von scheinbar billigem Erdgas aus Sibirien forciert.

Ich behaupte, dass darin einer der wesentlichen Gründe für den Krieg in der Ukraine liegt. Dass wir bis heute von den russischen Oligarchen abhängig sind. Dass es eine Energiekrise gibt. Sie ist hausgemacht.

Die Chinesen waren clever

Damals haben die Chinesen ziemlich clever reagiert: Geschätzte 20 Milliarden US-Dollar nahm Peking in die Hand, um die Solarwerke im Reich der Mitte zu retten. Einige große Hersteller wie Suntech kamen unter die Räder, einige entgingen knapp der Pleite. Die Staatskredite sind der Zement, auf denen die heutige Marktmacht der chinesischen Hersteller ruht.

So hat die schwarzgelbe Koalition die Energiewende ausgebremst und die deutsche Solarindustrie gekillt. Hierzulande gab es keine staatlichen Kredite zur Rettung. Der strategische Schaden für die deutsche Wirtschaft ist kaum zu beziffern. Mittlerweile kämpfen alle Firmen mit extrem gestiegenen Energiekosten. Danke Herr Rösler, danke Frau Merkel!

Die Solarindustrie war nicht totzukriegen

Dennoch war die Solarindustrie nicht totzukriegen. Zwar ging Solarworld in die Knie, aber Meyer Burger erkannte die Chancen. Solarwatt hat seine Modulfabrik in Dresden und das Netz von Vertriebspartnern im installierenden Handwerk ausgebaut.

Heckert Solar in Chemnitz wuchs, ein neues Modulwerk entstand in Langenweißbach. Aleo Solar in Prenzlau und die Sonnenstromfabrik in Wismar haben sich gut entwickelt. Die Liste ließe sich fortsetzen, bis über unsere Grenzen hinaus, zu Kyoto Solar in Österreich oder 3S Swiss Solar in der Schweiz.

Einheimische Anbieter haben eine Chance

Die steigende Nachfrage nach hochwertigen Solarmodulen legte nahe: Einheimische Hersteller haben eine Chance. Das ist ökonomisch sehr einfach zu verstehen. Der Anteil der Lohnkosten liegt in den weitgehend automatisierten Fabriken bei unter zehn Prozent. Dass in China die Arbeitskosten niedriger sind als bei uns, spielt also faktisch keine Rolle mehr.

Eher die Energiekosten, die im Reich der Mitte vom Staat erheblich subventioniert werden. Der chinesische Kraftwerksmix wird von Kohle und Atomkraft dominiert. Diese Energie kommt nun in Form von Solarmodulen zu uns - auf Schiffen, deren Dieselaggregate dicke Wolken von Ruß ausstoßen.

Der Umbau der Industrie ist Teil der Energiewende

Die Energiewende wird nicht gelingen, wenn sie nicht den Umbau der Energiewirtschaft mit sich bringt. Solarmodule und Windturbinen aus heimischer Produktion stärken die deutsche Wirtschaft. Erstmals hat sie die Chance, sich von teuren und riskanten Energieimporten zu befreien.

So muss der Aufbau einer starken Solarindustrie ein gleichrangiges Ziel sein – neben der Solarisierung von Gebäuden und Flächen. Beides geht Hand in Hand und hat erhebliche Konsequenzen.

Es geht nicht um Subventionen, sondern um Wohlstand

Die deutsche Solarindustrie mit politischen Mitteln zu unterstützen, hat mit Subventionen nichts zu tun. Es hat etwas damit zu tun, warum wir uns überhaupt Wirtschaftsministerien in Berlin und den Ländern leisten, warum wir ein Heer von Wirtschaftsweisen bezahlen und Wirtschaftspolitik der Kern des politischen Theaters in Berlin ist.

Es geht um unseren Wohlstand, der sich auf Industrie gründet, auf hoher Produktivität, auf Innovationen und Jobs, die man in China nicht besser machen kann. Die Amerikaner haben das verstanden, sie haben die Schotten dicht gemacht. Wer nicht in den Vereinigten Staaten fertigt, bleibt draußen. Uncle Sam hat gesprochen!

Leere Worte aus Brüssel und Berlin

Aus Berlin und Brüssel kommen bislang nur leere Worte. Die Beamten spielen Mikado, erlauben den Chinesen, ihre Marktmacht gnadenlos zu missbrauchen. So verstehe ich den Aufruf von Gunter Erfurt als Hilferuf: Hört endlich auf, zu reden! Lasst Taten folgen!

Genügend Vorschläge liegen auf den Tischen in Berlin und Brüssel. Wir brauchen keine Zuschüsse in Milliardenhöhe, wie es die Chinesen vor zwölf Jahren gemacht haben. Wir brauchen intelligente Marktanreize für Zellen und Solarmodule  made in Europe, made in Germany.

Boni sind ein sehr kluger Weg

Boni für Local Products und für Resilienz sind ein guter Weg, ein sehr kluger Weg, den Markt zu richten. Mit geringem finanziellen Einsatz bekommen wir die Energiewende plus die Werke, plus die Jobs und Unabhängigkeit. Wir sichern unsere Energieversorgung gegen erdrückende Importe, nach dem Vorbild der USA.

Nach einer aktuellen Erhebung des Bundesverbands der Solarwirtschaft sind zwei Drittel der Deutschen dafür, die einheimische Solarindustrie zu unterstützen. Warum legt sich die FDP im zuständigen Ausschuss des Bundestages weiterhin quer?

Jedes Solarmodul füllt Chinas Kriegskasse

Das muss man sich vor Augen halten: Jedes Solarmodul, das wir in China kaufen, füllt Pekings Kassen. Es spült unser Geld in die Kriegskasse der roten Kaiser, die nicht aufhören, Asien mit ihren Drohgebärden zu destabilisieren. Reichen die Erfahrungen mit Moskau nicht, mit Teheran, mit Riad?

Wer gegen die deutschen Modulhersteller agiert, agiert gegen fairen Handel und Wettbewerb nach Regeln, die für alle Marktakteure gleichermaßen gelten. Wer gegen eine starke Solarindustrie in der EU agiert, ändert die geopolitischen Spielregeln nicht. Dann wird das Zeitalter der Kriege um Energiequellen und Rohstoffe niemals aufhören.

Die Zeit drängt

Wozu ist die EU gut, wenn nicht als Hüterin fairer Regeln? Wozu haben wir ein grünes Wirtschaftsministerium in Berlin, wenn diese Sache nicht in die Puschen kommt?

Die Botschaft von Meyer Burger ist eindeutig: Die Zeit drängt, der Industrie steht das Wasser bis zum Hals. Wenn die Regierung die Energiewende wirklich will, muss sie endlich handeln. Wir brauchen starke Hersteller in unserem Land.

Lasst uns Taten sehen!

Klar, wir brauchen auch die Konkurrenz aus Fernost. Wenn sie Fairplay spielt. Steht europäischen Anbietern der freie Zugang nach China offen? Bislang nicht.

Sehr bald  werden amerikanische Produzenten auftreten, um ihre Ware in den lukrativen Märkten Europas anzubieten. Je mehr Hersteller und je mehr echter Wettbewerb, desto besser für die Energiewende, für die deutsche Wirtschaft und Jobs hierzulande.

Das ist sehr leicht zu verstehen, nicht wahr? Genug geredet, lasst uns Taten sehen!

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