Elf Punkte umfasst der Vorschlagkatalog, den der Branchenverband Swissolar zusammengestellt hat, um den Ausbau der Photovoltaik zu beschleunigen. Schließlich hat der Zubau zwar in den letzten Jahren immer wieder zugelegt. Doch das wird nicht reichen, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu schaffen, wie es inzwischen gesetzlich verankert ist.
Zubau verdreifachen
Schließlich müssen bis 2035 Photovoltaikanlagen errichtet werden, die mindestens 35 Terawattstunden Strom produzieren. Bis 2050 muss die Kapazität auf 45 Terawattstunden steigen. Das ist nur zu erreichen, wenn der jährliche Zubau bis 2025 auf 1,1 Gigawatt ansteigt. Ab 2035 darf er zwei Gigawatt im Jahr nicht mehr unterschreiten. Im Gegenteil: er muss bis 2050 kontinuierlich weiter steigen, so dass er im Jahr 2050 über 2,5 Gigawatt liegt. Zum Vergleich: Swissolar taxiert den Zubau für 2021 auf etwa 600 Megawatt.
Alle Flächen nutzen
Das geht nicht wie bisher mit angezogener Handbremse. „Nur ein rasch beschleunigter Photovoltaikzubau verhindert die Engpässe, die wir sonst ab dem Jahr 2035 erleben werden”, warnt Jürg Grossen, Vorstandsvorsitzender von Swissolar. Es müssen alle Potenziale gehoben werden, die in der Schweiz vorhanden sind. Das gilt nicht nur für die Dachflächen, sondern vor allem auch für Fassaden. Doch auch andere Flächen müssen genutzt werden, wie die Agriphotovoltaik, die schließlich einen Doppelnutzen bringt, betont David Stickelberger, Geschäftsführer von Swissolar.
Die Rahmenbedingungen müssen aber zu einem solchen Zubauziel passen. Dazu gehört unter anderem eine bessere Förderung. Dazu schlägt Swissolar eine Erhöhung des Netzzuschlags vor, über den die Energiewende in der Schweiz finanziert wird. Dazu zahlen alle Stromverbraucher ein Abgabe auf jede verbrauchte Kilowattstunde.
Mehr Geld für die Förderung
Dieser Netzzuschlag ist derzeit auf 2,3 Rappen pro Kilowattstunde gedeckelt. „Das Bedeutet aber gleichzeitig eine Deckelung für die Förderung der Photovoltaik”, kritisiert Gabriela Suter, Vizepräsidentin von Swissolar. „Denn die darüber eingenommenen Gelder reichen nur für einen Zubau von 700 Megawatt”, sagt sie. „Das ist zu wenig. Deshalb schlagen wir die Anhebung des Netzzuschlags zweckgebunden für den Ausbau der Photovoltaik um 0,5 Rappen pro Kilowattstunde vor. Zusätzlich sollte die Verschuldung des Netzzuschlagsfonds zugelassen werden.” Dieser sammelt den Netzzuschlag ein und verteilt die Gelder an die verschiedenen Ökostromtechnologien, die damit gefördert werden. Suter kann sich auch vorstellen, diese Erhöhung zunächst temporär einzuführen, um zu sehen, ob sich der Zubau mit mehr Fördermitteln beschleunigt.
Einheitliche Einspeisevergütung für alle Betreiber
Doch auch die Einspeisevergütung muss reformiert werden. „Die Einmalförderung als wichtigstes Instrument beruht auf dem Eigenverbrauch. Doch es muss auch möglich sein, den überschüssigen Strom ins Netz einzuspeisen”, sagt David Stickelberger. Doch derzeit kann jeder Netzbetreiber die Höhe der Rückliefervergütung weitgehend selbst bestimmen. Sie liegen je nach Region zwischen vier und 24 Rappen pro Kilowattstunde. Swissolar schlägt deshalb eine schweizweite Vereinheitlichung der Rückliefervergütung vor. Dies soll sich am mittleren Marktwert für Solarstrom orientieren, darf aber ein festgelegtes Minimum nicht unterschreiten.
Genehmigungsprozess vereinfachen
Eine der zentralen Forderungen ist die Vereinfachung von Planungs- und Genehmigungsprozessen. „Die Solarinstallateure verbringen etwa gleich viel Zeit im Büro wie auf dem Dach. Die Handwerker sind inzwischen regelrecht Administratoren geworden”, berichtet Noah Haynen, Geschäftsführer von Helion Solar. „Es gibt sechs verschiedene Behörden, die zehn Formulare verlangen. Diese sind teilweise gleich. Das macht die Solarenergie in der Schweiz um fünf bis zehn Prozent teurer.” Der Verband fordert deshalb eine Harmonisierung der Genehmigungsvorschriften und -prozesse sowie eine engere Zusammenarbeit der Behörden untereinander, so dass der Handwerker nicht mehrmals die gleichen Fragen in den Formularen beantworten muss.
Swissolar startet Ausbildungsoffensive
Auf diese Weise bleibt mehr Zeit für die Installation von Anlagen. Denn auch in der Schweiz ist der Fachkräftemangel zu einer großen Hürde geworden. Deshalb sollen Bund und Kantone die Ausbildungsoffensive der Solarbranche unterstützen. Swissolar geht hier mit gutem Beispiel voran. Der Verband entwickelt gerade eine Berufsausbildung für Solarfachkräfte aufbauen. Der erste Jahrgang soll möglichst noch im Sommer dieses Jahres starten, spätestens aber Anfang 2023. Denn der Verband rechnet bis 2030 mit einem Bedarf von 17.000 vollbeschäftigten Solarteuren. Dieser wird bis 2050 auf 20.000 Vollzeitstellen ansteigen.
Energiegemeinschaften zulassen
Zusätzlich soll auch der Verbrauch des Stroms vor Ort einfacher werden. Bisher ist die Nutzung aus gemeinschaftlichen Anlagen durch mehrere Verbraucher innerhalb eines Gebäudes in der Schweiz relativ einfach möglich. Doch wenn es um die Nutzung im Nachbargebäude geht, fallen alle Netzkosten an. Swissolar fordert die Einführung von Energiegemeinschaften nach österreichischem Vorbild mit der entsprechenden Reduktion des Netzkosten, wenn der Strom in unmittelbarer Nähe der Anlage genutzt wird.
Den vollständigen Forderungskatalog finden Sie auf der Internetseite von Swissolar. Dort lesen Sie auch die Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen. (su)
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