In Deutschland wird die Nachfrage nach Speichersystemen in den kommenden fünf Jahren deutlich steigen. Der Markt wird rasant zulegen. Die Aussichten versprechen üppige Aufträge entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Die Nachfrage nach Stromspeicher wird sich bis 2021 rasant entwickeln. Insgesamt werden in den kommenden fünf Jahren Energiespeicher mit einer Gesamtleistung von 600 Megawatt installiert. Das ist im Vergleich zur bisher installierten Leistung mehr als das Zehnfache. Das ist das Ergebnis einer Marktanalyse von GTM Research in Boston, Massachusetts.
Als Grund nennen die Analysten vor allem die bisher schon hohe installierte Ökostromleistung. Diese macht den Bau von Speichern immer notwendiger. Wein weiterer Grund für den Optimismus ist das positive politische Umfeld. Auch wenn die Bundesregierung mit der jetzigen EEG-Novelle die Bedingungen für große Speicher nicht geändert hat, betont sie doch immer wieder die Bedeutung von Speichern für die Energiewende und hat immerhin für die kleinen Hausspeichersysteme die Förderung verlängert. Diese im Vergleich zu anderen Ländern guten Rahmenbedingungen werden Deutschland in den kommenden Jahren zum führenden Speichermarkt machen. „Deutschland ist schon weltweit der größte Markt für Energiespeicher und das Land hat das Potenzial für ein beträchtliches Wachstum auf beiden Seiten des Stromzählers“, erklärt Brett Simon, bei GTM Research als Analyst für den Speichermarkt zuständig.
Heimspeicher sind die stabile Basis des Marktes
Das bisher stabilste Segment ist die Installation des Speichers hinter dem Zähler. Denn der Zubau von Speichern in Wohngebäuden geht kontinuierlich weiter. Das bisher beste Jahr für die Speicherbranche war 2014. In dem Jahr waren es aber nicht nur die Speicher hinter, sonder auch die Systeme vor dem Zähler. Große Energiespeicher wurden in Netze und Solarparks integriert, vor allem um Systemdienstleistungen zu übernehmen. Dieser Ausbau ging aber im vergangenen Jahr zurück. Die ersten Projekte waren aufgebaut und im vergangenen Jahr war es das Warten auf die ersten Erfahrungen, das den Markt in diesem Segment prägte. Jetzt steht fest, die Erfahrungen sind allesamt gut und die Großspeicher erfüllen die Erwartungen. Außerdem sind die Preise weiter gesunken, so dass die Integration eines Speichers ins Netz gegenüber dem Netzausbau immer mehr zur wirtschaftlich besseren Option wird. Deshlab erwarten die Analysten von GTM Research für dieses Jahr den vierfachen Zubau des Jahres 2015 in diesem Segment.
Die sinkenden Preise und die fortgeführte Förderung wird auch die Nachfrage nach kleinen Hausspeichersystemen antreiben. Dieses Segment wächst sein 2013 kontinuierlich. Der Zubau wird im Jahr 2016 im gleichen Tempo wie in den vergangenen Jahren zulegen und auch in den kommenden fünf Jahren so weitergehen.
Gewerbe bisher zurückhaltend
Außerdem werden auch die Gewerbetreibenden und Unternehmen immer häufiger nach Stromspeichern nachfragen. Bisher ist dieses Segment noch nicht so groß, weil die Unternehmen aufgrund ihres speziellen Lastprofils schon hohe Eigenverbrauchsquoten aus den installierten Solarstromanlagen erreichen. Denn der Stromverbrauch in der Produktion fällt zusammen mit der Stromproduktion der Solaranlagen auf dem Dach. Anders als in Privathaushalten können die Unternehmen den Solarstrom vor allem tagsüber nutzen. Ein Speicher, um den Solarstrom auf die Nutzung in den Abend- und Morgenstunden zu verschieben, ist da nicht notwendig. Der Markt wurde bisher vor allem vom Wunsch der Unabhängigkeit und Sicherheit getrieben. Hier spielt vor allem die Notstromfunktion eine entscheidende Rolle. Außerdem können Unternehmen Verbrauchsspitzen beim Anschalten großer Maschinen mit dem Speicher abfedern, so dass sie weniger Anschlussleistung am Netz brauchen und sich damit die Anschlusskosten reduzieren.
Große Projekte werden umgesetzt
Das Segment der Speicher für Unternehmen wird aber weiterhin das kleinste bleiben und erst Ende dieses Jahrzehnts rasant an Fahrt aufnehmen. Im Jahr 2021 wird etwa die Hälfte der in Deutschland installierten Speicherleistung in Kellern von Wohngebäuden stehen. Gut ein Drittel wird in die Verteil- und Übertragungsnetze oder in Solarparks integriert sein und dort vor allem die Aufgaben haben, die Netze stabil zu halten oder den Solarstrom nur dann einzuspeisen, wenn er auch gebraucht wird oder der Strompreis an der Börse hoch ist. Die restlichen etwa 15 Prozent werden in Unternehmen installiert sein und dort weiterhin die unabhängige Stromversorgung übernehmen oder Anschaltspitzen abdecken. (Sven Ullrich)