Oft sind Bestandsanlagen nur schlecht oder gar nicht dokumentiert. Um sie dennoch schnell in die Wartung zu nehmen, muss man die Stringverschaltung kennen. Mit neuer Technik entsteht der Modulplan – und vieles mehr – einfach und fix.
Eine leidliche Erfahrung aus dem ersten Boom in der Photovoltaik: Etliche Solargeneratoren wurden viel zu hektisch auf die Dächer gebracht. Nicht selten wurden minderwertige Komponenten eingebaut, mit der selben Hektik gelötet, laminiert oder geschraubt. Das rächt sich nun, obwohl vielen Anlagenbetreibern die Gefahr kaum bewusst ist.
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Vor allem bei größeren, gewerblichen Anlagen fallen schleichende Verluste oder plötzliche Abschaltungen durch Fehler zunehmend auf. Kleine Solargeneratoren auf den Dächern von Privatleuten laufen manchmal jahrelang weiter, ohne dass die Probleme auffallen. Für die Solarteure und Elektrobetriebe bieten die herrenlosen, ungepflegten Anlagen eine gute Chance, mit den Betreibern ins Gespräch zu kommen. Alte Betreiber sind unter Umständen neue Kunden, etwa für Stromspeicher. Und: Das Wartungsgeschäft liefert wertvolle Deckungsbeiträge für den Handwerksbetrieb, wie in vielen anderen Branchen auch.
Nachträgliche Dokumentation ohne Demontage
Vor allem geht es darum, herrenlose und schlecht dokumentierte Anlagen schnell in die Wartung zu nehmen. Dazu muss man sie möglichst genau ausmessen, um die Fehler schnell zu finden. Weiß man, wo die Fehler stecken, sinkt der Aufwand für ihre Behebung. Früher wurden Module demontiert und sogar die Anschlussdosen der Module geöffnet, um die Anlagen durchzumessen. Heute nutzt man moderne Lasertechnik. Bis zu 100 Kilowatt Solargenerator lassen sich damit innerhalb einer Stunde einmessen – bis zum kompletten Modulplan.
Zwei Praktiker aus der Solarbranche haben das PV-Fehlerortungs-Set LSI entwickelt, das die Fehlerortung im Solarfeld stark vereinfacht und unabhängig vom Tageslicht ermöglicht. Oliver Lenckowski und Klaus Terlinden sind Elektromeister aus Leidenschaft und Experten für die Ortung von Kabelfehlern. 2004 stellte sie der Bruch einer Leitung in der eigenen Solaranlage vor ein schier unüberwindliches Problem: Wie kann man die Bruchstelle ausfindig machen, ohne alle Module vom Dach nehmen zu müssen, inklusive Gerüstkosten?
Bundesweit bereits über 40 Systeme im Einsatz
Im Ergebnis entstand ein selbstgebauter Sensor mit Teleskopstange, der die Fehlersuche stark vereinfachte. „In den Folgejahren haben wir nach immer neuen Lösungen gesucht, um Anlagen möglichst effektiv zu inspizieren und zu warten“, erläutert Klaus Terlinden. „Ab 2009 haben wir aus der praktischen Erfahrung heraus unsere Technik weiterentwickelt. 2015 ging die erste Kleinserie unseres PV-Fehlerortungs-Sets LSI in den Verkauf. Seitdem haben wir bundesweit bereits über 40 Lasersysteme in Betrieb.“ Hunderte von Anlagen haben die beiden Profis bereits analysiert und in die Wartung übernommen.
Das Prinzip ist sehr einfach zu verstehen: Solartektor nutzt einen blauen Laser, um die Solarzellen im Modul zu aktivieren. Damit lassen sich Solargeneratoren auch bei Bewölkung oder nachts ausmessen, sogar bei dünner Schneedecke oder Reif auf den Modulen. Weitere Geräte zur Fehlersuche runden das System ab. Das Fehlerortungs-Set LSI vereint drei Komponenten:
- Laser-Set,
- Signaltektor-Set,
- Isotektor-Set.
Partner für die Fertigung und den Vertrieb ist die Firma AMS Software und Elektronik in Flensburg. Dort werden die rund 30 Teile des Gerätekoffers gefertigt, der die drei Sets vereint.
Während die Thermografie oder die Elektrolumineszenz auf bestimmte Einstrahlungsverhältnisse beschränkt sind, kann der Laser jederzeit ans Werk gehen.
Ein blaues Herz
Herzstück des Lasers ist eine blaue Diode mit einer Wellenlänge von 450 Nanometern. Die vorgesetzte Linse mit einem Durchmesser von 75 Millimetern bündelt den Laser auf 100 Meter genau. Der Einfallwinkel auf die Solarzellen oder das Dünnschichtmodul ist unerheblich, deshalb lassen sich Dachanlagen meist vom Boden aus oder vom Balkon eines benachbarten Gebäudes ausmessen. Der Laser funktioniert auch bei Kälte und gehört mit 75 Milliwatt Leistung in die Laserklasse 2M.
Der Vorteil: Erst ab Klasse 3 ist ein spezieller Laserschutzbeauftragter erforderlich. Soll heißen: Jeder Handwerker oder Servicetechniker darf ihn bedienen. „Der Laser erzeugt ein gepulstes Signal, das seine Energie auf die Solarzellen überträgt“, erklärt Oliver Lenckowski. „Dieser elektrische Energieimpuls geht durch den angeschlossenen String zum Lasertektor und wird an den Kopfhörer des Bedieners gesendet.“
Dadurch haben die Solarteure die Hände frei, um die Ergebnisse der Messung aufzunehmen. Die Kopfhörer sind per Funk über 860 Megahertz verbunden, erlauben also einige hundert Meter Reichweite. Oder sie werden über Walkie-Talkies gekoppelt, die bis acht Kilometer reichen. (HS)
Den vollständigen Fachreport lesen sie in der Märzausgabe der photovoltaik, die am 22. März 2018 erscheint. Abonnenten können alle Artikel und Marktübersichten nach Erscheinen auch online lesen.