Eurosolar hat die Preisträger der diesjährigen Europäischen Solarpreise bekanntgegeben. Neben dem Monolith von Cavigelli, der schon den Norman Foster Solarpreis gewonnen hat, werden vor allem Konzepte für energieeffiziente Sanierung prämiert. Dabei spielt die Nutzung der Solarenergie eine Schlüsselrolle, um große Gebäude zu Plus-Energie-Häusern zu machen.
Die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar) hat die Gewinner der diesjährigen Europäischen Solarpreise bekanntgegeben. Mit dem dreistöckigen Bürsogebäude Monolith von Cavigelli Ingenieure in der Schweiz gewinnt ein schon mit dem Norman Foster Solarpreis ausgezeichnetes Gebäude auch einen Preis von Eurosolar im Bereich Solare Architektur und Stadtentwicklung.
Der ausgezeichnete Monolith
Die Solaranlage auf dem Dach des Gebäudes in Ilanz, Graubünden, produziert 238 Prozent der Energie, die im gesamten Verwaltungsbau verbraucht werden. Die Anlage hat eine Leistung von 28,6 Kilowatt und speist jährlich 30.000 Kilowattstunden Solarstrom ins Hausnetz ein. Um die Erzeugungs- und Lastkurve besser in Übereinstimmung zu bringen, ist der Generator auf dem Dach in Ost-West-Richtung aufgeständert. Die Anlage ist zudem so in die Architektur integriert, dass leichter Schneefall jeweils abrutscht, so dass auch im Winter genügend Solarstrom zur Verfügung steht. Zentral für die extrem positive Energiebilanz ist aber auch das Wärmekonzept. Die Dämmung ist auf dem neusten Stand der Technik. Zudem schützen elegant konzipierte Lamellen aus Lärchenholz, die vor den Fenstern angebracht sind, im Sommer vor Überhitzung. Im Winter sorgen sie dafür, dass die Sonnenenergie für die Raumwärme passiv genutzt werden kann. Die Bereitstellung von Heizwärme und Warmwasser übernimmt eine Erdsonden-Wärmepumpe. Der Strombedarf für die Wärmepumpe liegt bei 2.700 Kilowattstunden pro Jahr. Da im Sommer genügend Solarstrom zur Verfügung steht, haben die Architekten eine elektrische Lüftung eingebaut. Diese ist allerdings so effizient, dass sie nur 1.500 Kilowattstunden im Jahr verbraucht.
Denkmalschutz und Energieeffizienz sind keine Widersprüche
Die weiteren Preisträger in der Kategorie Solare Architektur und Stadtentwicklung gewinnen die ABG Frankfurt Holding und das italienische Architekturbüro Ricci Spaini mit Sitz in Rom. ABG Frankfurt Holding hat in diesem Jahr das erste und größte innerstädtische Mehrfamilienhaus umgesetzt, das den Effizienzhaus-Plus-Standard erreicht. Das italienische Architekturbüro bekommt den Preis für das Ghella Office in Rom. Das Hauptquartier des italienischen Baukonzerns Ghella ist in einem historischen denkmalgeschüzten Gebäude untergebracht. Die Architekten von Ricci Spaini haben das Gebäude energetisch optimiert und gleichzeitig das ursprüngliche Design des Hauses erhalten.
Langjähriger Kampf belohnt
Für den langjährigen Einsatz zur Nutzung der erneuerbaren Energien bekommt außerdem der österreichische Projektierer Solarier mit Sitz in Katsdorf Engerwitzdorf in Oberösterreich den Europäischen Solarpreis in der Kategorie Industrielle, kommerzielle oder landwirtschaftliche Betriebe. Der Verein Pro Guben bekommt den Europäischen Solarpreis für sein großes Engagement für die Nutzung erneuerbarer Energien über die Ländergrenzen hinweg. Die Stadt ist zweigeteilt und ein Teil liegt auf der linken Seite der Neiße in Deutschland, während die Altstadt auf der rechten Neißeseite in Polen liegt. Zudem hat sich Pro Guben stark für den Kampf gegen den Lausitzer Braunkohletagebau eingesetzt, was ebenfalls zur Würdigung in der Kategorie Lokale und regionale Vereine und Gemeinschaften beiträgt.
Energieeffizientes Mehrfamilienhaus prämiert
Für den Umbau eines Mehrfamilienhauses in Oberengstringen im Kanton Zürich hat Thomas Hardegger den Europäischen Solarpreis in der Kategorie Eigentümer oder Betreiber von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien gewonnen. Er hat ein Vierfamilienhaus aus den 1950er Jahren in der Altstadt von Oberengstringen so umgebaut, dass er den Energieverbrauch von einst 67.000 auf 18.755 Kilowattstunden pro Jahr gedrückt hat. Der Umbau hat insgesamt 1,5 Millionen Franken gekostet. Mit einer modernen Heizungsanlage, einer perfekt ausgelegten Wärmedämmung und dem Einbau von dreifach verglasten Fenstern hat er den Energieverbrauch im Gebäude gedrückt. Er wollte aber ein Plus-Energie-Haus haben. „Es war für mich wichtig, zu zeigen, dass die Theorien zur Energiewende, welche die Politiker gerne von sich geben, auch umsetzbar sind“, erklärt Thomas Hardegger. Deshalb hat er auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert, die jährlich 24.500 Kilowattstunden produziert – mehr als im Gebäude überhaupt verbraucht werden. Für die Mieter im Gebäude bedeutet die Sanierung zwar, dass sie mehr Miete bezahlen müssen. Dafür hat sich die Energiekostenrechnung aber drastisch reduziert.
Die Europäischen Solarpreise werden am 23. November 2015 in Prag vergeben. Die Preisverleihung findet im historischen Wintersteinpalais, dem Sitz des Senats der tschechischen Republik, statt. (Sven Ullrich)