Solche Auftritte wünschen wir uns von der Kanzlerin: Dass sie fette Aufträge für die Solarindustrie einsammelt, auf ihren Reisen nach Asien oder zu den Scheichs. Wie das geht, machen die Briten vor: Ende Juni zückten Premierminister David Cameron und sein chinesischer Amtskollege Li Keqiang die Edelfedern, um einen richtig dicken Deal abzuschließen. Es ging nicht um Panzer, um U-Boote oder Sturmgewehre, sondern um Solarmodule. Medienwirksam setzten die Bosse ihre Unterschriften auf das Pergament. Der chinesische Hersteller ZN Shine Solar wird Module und Projektierungsleistungen im Wert von 400 Millionen Pfund Sterling (rund 500 Millionen Euro) an den britischen Projektentwickler MAP Environmental liefern. Das entspricht etwa 400 Megawatt Solarleistung.
Ein Coup der Chinesen
Die jährliche Produktionskapazität des chinesischen Mittelständlers liegt bei rund 500 Megawatt. Mit dem jüngsten Deal im Rücken bekommt das Unternehmen einen kräftigen Schub. Denn ZN Shine und MAP werden sich die Investitionen in die Solarparks jeweils zur Hälfte teilen. „Wir werden die Projekte auf Wohnhäusern, Gewerbedächern und auf freien Flächen umsetzen“, stellte Paul Wheeler in Aussicht, Chef von MAP Environmental. Der Zubau wird in Großbritannien ungefähr 550 neue Jobs bringen, für die Anlagenplanung, die Installation, Betriebsführung und Wartung.
Binnen eines Jahres ist der britische Photovoltaikmarkt aus seiner Nische herausgewachsen. 2013 wurden rund 1,3 Gigawatt installiert. Doch der Preisverfall bei den Komponenten und ein raffiniertes System zur Förderung ließen den Markt kochen. Bis Ende April 2014 waren insgesamt bereits drei Gigawatt installiert. Das zuständige Energieministerium in London (DECC) registrierte 550.000 Einzelanlagen mit summa summarum 3.179 Megawatt. Davon werden 544.000 Anlagen (2.315 Gigawatt) staatlich gefördert. Bis Jahresende dürfte der Zubau neuer Anlagen vier bis fünf Gigawatt erreichen.
Aus der Nische geschossen
Kleinere Anlagen erhalten feste Einspeisevergütungen. Bis 50 Kilowatt werden sie durch das Microgeneration Certification Scheme gefördert. Anlagen zwischen 50 Kilowatt und fünf Megawatt durchlaufen eine Akkreditierung im Rahmen des sogenannten Roo-Fit-Modus. Große Parks werden über spezielle Zertifikate finanziert.
Allerdings spielt sich der Markt hauptsächlich im sonnenreichen Südwesten (Cornwall, Devon, Dorset, Somerset, Hampshire, West Sussex), im Südosten (Kent und East Sussex) und im Osten (Essex, Suffolk und Norfolk) ab. Etwa 60 Prozent der Neuinstallationen in diesem Jahr entfallen auf Freiflächenparks mit mehr als einem Megawatt Leistung. Aufgrund der Einspeisetarife und Regularien ist dieses Geschäft sehr lukrativ.
Und daran wird sich vermutlich bis April 2015 wenig ändern. Die Pipeline von Solarparks in Planung wird von Experten auf fünf bis acht Gigawatt geschätzt. Josefin Berg von IHS kommentierte: „Großbritannien ist das Epizentrum für Europas Aktivitäten auf der Freifläche.“ Fast 70 Prozent aller freistehenden Solarfelder in Europa werden 2014 und vermutlich auch 2015 in Großbritannien errichtet.
Vor allem deutsche Projektentwickler und Installateure profitieren von dem Boom. Ein Beispiel ist die Firmengruppe Elektro Freitag aus Parsberg. Rund 2.500 Elektriker hat das Unternehmen bundesweit beschäftigt. „Unter anderem bauen wir Kabel und Freileitungen für die Energieversorger“, berichtet Michael Freitag, promovierter Elektroingenieur und Geschäftsführer des familiengeführten Unternehmens. „Wir machen alles von der Niederspannung bis zur Hochspannung. Wir sind im Süden und Osten sowie in Mitteldeutschland tätig.“
Die Firmengruppe hat bereits umfangreiche Erfahrungen mit Photovoltaik, nicht nur in Deutschland. Auch in Italien und Tschechien wurden Solarparks errichtet. Der Sprung über den Ärmelkanal erfolgte als Generalauftragnehmer für SAG Solarstrom. SAG trat als Projektentwickler und Investor auf, Planung und Bau lagen bei Elektro Freitag.
So entstanden zwei Solarparks in Cornwall und Devon, jeder mit 5,5 Megawatt Leistung. In Ayshford Court wurden 22.400 Solarmodule von Trina installiert, dazu drei Anschlussstationen von SMA mit sechs Sunny Central 800 CP XT. In Ford Farm in Cornwall kam Hanwha Solar One zum Zuge, mit 22.300 polykristallinen Modulen. Dort installierten die Elektriker die Anschlusscontainer von LTI Reenergy. Insgesamt 15 Großwechselrichter PV Master II wurden gebaut.
Problem der Finanzierung
Planung und Installation der beiden Solarparks gingen zügig über die Bühne, zwischen Februar und März 2013 liefen die Bauarbeiten. Der Netzanschluss erfolgte fristgemäß. Und nun zeigten sich die Schwierigkeiten eines solchen Projekts, das für deutsche Installateure alles andere als ein Heimspiel ist. „Wir haben seinerzeit elf Millionen Euro vorgestreckt, denn die Zwischenfinanzierung ist bei solchen Projekten das Wichtigste“, erläutert der 44-jährige Geschäftsführer. „Die Verträge mit SAG in England hatten wir bereits im Jahr 2012 geschlossen.“ Bis zu 200 Leute tummelten sich auf den Baustellen. „Zeitweise mussten wir 50 Leute einfliegen, um den Anschlusstermin Ende März zu halten“, wie Freitag berichtet. „Aber dann konnte SAG nicht zahlen. Die britische Tochtergesellschaft ging in die Insolvenz.“
Kurz darauf folgte das deutsche Mutterhaus, im Domino-Effekt. Freitag hatte ein dickes Loch in der Kasse. Zwar standen die Kraftwerke fristgemäß auf dem Acker und lieferten Strom, aber der Investor war pleite. „Im Nachhinein haben wir mindestens drei Anwaltskanzleien engagiert, mussten mit zwei Insolvenzverwaltern verhandeln, bei uns in Deutschland und in Großbritannien. Glauben Sie mir, wir sind jetzt Profis, was das britische Baurecht und Insolvenzrecht betrifft.“
Profis im britischen Baurecht
Technisch gesehen war die Installation der Anlagen eher „ein Standardgeschäft“, wie sich Michael Freitag ausdrückt. „Die Module haben wir von chinesischen Lieferanten bekommen, die Wechselrichter wurden als anschlussfertige Container auf die Baustelle geliefert.“ Seine Ingenieure haben auch den Netzanschluss erledigt, allerdings ist die Mittelspannung in Großbritannien auf 34,5 Kilovolt eingestellt. „Vor allem für die Übergabestation gelten auf der Insel andere Regularien als bei uns in Deutschland. Sie wurden von einem Partner komplett angeliefert. In Deutschland kostet eine solche Übergabestation rund 80.000 Euro. Im Vereinigten Königreich muss man dafür 250.000 Euro bezahlen.“ Die Station muss vom örtlichen Energieversorger abgenommen sein, sonst darf sie nicht ans Netz.
Die Teams auf den Baustellen waren gemischt. Elektro Freitag setzte englische Ingenieure ein, um die Mittelspannungsmuffen zu installieren, die gleichfalls vom EVU abgenommen werden mussten. In Großbritannien müssen die Installateure bestimmte Zertifikate vorweisen, um überhaupt Anlagen montieren zu dürfen.
Scharfe Vorschriften für die Baustelle
Die Untergestelle kamen von Schletter und Alexpo, letzterer hatte zeitweise Schwierigkeiten mit der Lieferung. „In England gelten sehr strenge Vorschriften zum Arbeitsschutz und zur Sicherheit auf der Baustelle“, erzählt Michael Freitag weiter. „Auch die hygienischen Vorgaben sind strikt. Das betrifft zum Beispiel die Toiletten und die Zahl der Stühle im Pausenraum, die genau abgezählt werden. Auf der Baustelle gilt absolute Helmpflicht, ebenso ein generelles Rauchverbot.“ Eine britische Sicherheitsfachkraft überwacht solche Details. Sie wird gestellt, aber vom Bauherren bezahlt.
Dennoch: Die Parks wurden pünktlich fertig. Und mittlerweile wurden sie verkauft, Freitag kam mit einem blauen Auge davon. „Das größte Problem war die Insolvenz der SAG Solarstrom“, resümiert er rückblickend. „Eine insolvente Firma kann keine Anlage mehr verkaufen.“ Rund eine Viertelmillion Euro steckte er in die Anwälte. Das ganze Verfahren wurde auf Englisch geführt, bis neue Investoren gefunden waren. Sein Fazit: „Wir sind noch relativ gut aus der Sache herausgekommen.“
Wie in Deutschland auch liegen die Schwierigkeiten vor allem in der Finanzierung und dem Cashflow nach Abschluss der Installation und nach der Inbetriebnahme. Michael Freitag schaut sich gerade neue Projekte an, „in diesem Jahr werden wir noch rund 40 Megawatt in Großbritannien bauen“, wie er sagt. „Aber das wollen wir grundsolide finanzieren. Wir bauen immer nur so viel, wie wir selbst finanzieren können, ohne Bank.“
Förderung wird neu geordnet
Derzeit treiben die Solarparks auf Brachen und Äckern das britische Solargeschäft. Doch das zuständige Energieministerium DECC hat bereits angekündigt, die Förderung kritisch unter die Lupe zu nehmen. Eine Verlagerung der Tarife auf größere Dachanlagen wurde in Aussicht gestellt. So könnte ab April 2015 die Förderung von Solarparks mit mehr als fünf Megawatt abgeschafft werden. Dafür sollten größere Dachanlagen mit 50 Kilowatt bis 250 Kilowatt verstärkte Förderung erhalten.
Somit dürfte klar sein: Wie in Spanien, Tschechien oder Deutschland wird der Goldrausch der großen Freiflächenparks auch in Großbritannien sehr bald wieder vorbei sein. Und dann wird dieses reiche Land, in dem das Eigentum an Immobilien das wichtigste Hobby ist, zum zweiten Eigenverbrauchsmarkt nach Deutschland. Zwar kritisieren Unternehmen wie REC die geplanten Änderungen: „Jegliche Veränderung im Segment der Freiflächenanlagen wird sich enorm auf den gesamten Photovoltaikmarkt auswirken“, ließ der norwegische Modulhersteller verbreiten. Auch der britische Handelsverband STA stieß in dieses Horn. Aber es kann doch niemand im Ernst glauben, dass sich die britische Regierung davon beeindrucken lässt. Zumal öffentliche Fördersysteme in Merry Old England schon von jeher eher kritisch betrachtet werden. Nicht erst seit Maggie Thatcher.
Begünstigende Faktoren
Der Wandel wird schnell gehen, weil auch im Vereinigten Königreich die Strompreise zum Problem werden. Zwar liegen sie im Durchschnitt noch unter 20 Eurocent, aber die Tendenz zeigt nach oben. Immer wieder wird in den politischen Kreisen diskutiert, eine Emissionssteuer einzuführen. Sie könnte den Strompreis schnell verdoppeln. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Strompreis bis 2020 um 60 Prozent steigt, weil er im Wesentlichen an die Gaspreise gekoppelt ist.
Der Wandel zum Eigenverbrauchsmarkt wird zudem dadurch begünstigt, dass es bereits technische Systeme und Innovationen dafür gibt. Sie kommen aus dem deutschen Markt und werden in verstärktem Maße auch in Großbritannien nachgefragt.
Zudem wird die Selbstversorgung auf den Inseln durch einige Faktoren begünstigt, die eher kultureller oder historischer Natur sind. Zum einen: Großbritannien ist wie Deutschland eine Industrienation. Die ökonomischen Vorteile der Eigenversorgung für Gewerbe und Industrie spielen dort eine größere Rolle als beispielsweise in Italien oder Frankreich, wo nur wenige Regionen industriell geprägt sind.
Allerdings haben die britischen Installateure längst nicht die umfangreichen Erfahrungen ihrer deutschen Kollegen, vor allem was die intelligente Vernetzung von Solarstrom mit Wärmetechnik, Stromspeichern und Betriebsstrom betrifft. An dieser Stelle öffnet sich eine Lücke für enge Kooperationen von deutschen und britischen Installationsbetrieben.
Das zweite Pfund in dem Land, das das Pfund als Währung hat: Die Briten lieben ihre Unabhängigkeit. Da liegt es nur nahe, dass sie auch ihre Energieversorgung lieber in die eigene Hand nehmen wollen.
Drittens ist Eigentum an Immobilien der wichtigste Volkssport des Engländers, auch wenn er in Wales oder Schottland zu Hause ist. My home is my castle. Das gilt auch für die Metropolen, die in der Regel eher deutschen Mittelstädten ähneln als München, Berlin oder Hamburg – mit Ausnahme von London natürlich. Kürzlich lief in Großbritannien eine interessante Umfrage unter 2.000 betuchten Leuten. Sie wurden nach ihren bevorzugten Investments befragt, nach interessanten Strategien zur Vermögensanlage. 43 Prozent gaben an, in Immobilien zu investieren oder es zu beabsichtigen. Das verwundert nicht. Fast ein Viertel nannte jedoch die erneuerbaren Energien als bevorzugtes Feld für Vermögensanlagen und Investitionen. Das ist neu.
Erneuerbare werden zum Trend
In der jüngeren Generation zwischen 18 und 24 Jahren sind die Erneuerbaren sogar wichtiger als Immobilien: 39 Prozent dieser Gruppe wollen vor allem in Windkraft und Solaranlagen investieren. Nur 36 Prozent optierten für das klassische Anlagegeschäft in der Immobilienbranche.
Noch etwas brachte die Befragung ans Licht: Fast drei Viertel der Briten wollen genau wissen, wohin ihr Geld fließt. Sie lehnen es ab, in Branchen zu investieren, „die die Umwelt zerstören oder in anderer Weise unethisch sind“, wie es in dem Report von One Poll heißt. Vor allem die über 55-Jährigen legen ihr Vermögen in grüne und saubere Werte an.
Für 72 Prozent der Befragten ist es wichtig, das Risiko ihrer Investments zu begrenzen. Drei Viertel sind an möglichst hohen Renditen interessiert. Grüne Energien scheinen beide Motive sehr gut in die Balance zu bringen. Denn 55 Prozent der Befragten sehen in den erneuerbaren Energien nur mittlere Risiken, wobei Renditen von acht Prozent als lukrativ bewertet wurden. Derzeit erlauben die britischen Förderprogramme eine Rendite von fünf bis acht Prozent. Zusätzliche lokale Unterstützung in vielen britischen Gemeinden verspricht sogar eine höhere Verzinsung. Vorreiter der grünen Bewegung war übrigens Prinz Charles, der ausgedehnte Güter ausschließlich ökologisch bewirtschaftet und dafür vehement in den Medien wirbt.
Ein neuer Volkssport
Die Mail on Sunday, das britische Pendant zu Bild oder Welt am Sonntag, meldete vor einiger Zeit, dass die Unterstützung für erneuerbare Energien in der britischen Öffentlichkeit viel stärker sei, als von bestimmten politischen Kräften behauptet werde. Das kommt uns Deutschen natürlich bekannt vor. Doch man staune: Mehr als 70 Prozent der Briten sind für Windräder in ihrer Nachbarschaft. Gar 84 Prozent der Teilnehmer dieser Umfrage würden mehr Solarmodule in ihrer Region befürworten.
Bruce Davis ist Gründer und Manager von Abundance Generation, einer Webplattform für Crowdfunding. Er bestätigt: „Wir sehen jetzt nicht nur, dass die Mehrheit die erneuerbaren Energien in der öffentlichen Meinung unterstützt. Sondern die Menschen wollen ihr Geld aktiv in diese Branche stecken.” Er meint: „Großbritannien ist eine Nation, in der die Menschen das Eigentum lieben. Nun wächst ein großes Vertrauen in die erneuerbaren Energien.“
Geld ist kein Problem, nicht in dem Land, in dem das Großkapital erfunden wurde. Fondsgesellschaften treiben erhebliche Summen auf, um in Windräder und Solarkraftwerke zu investieren. So hat CBD Energy innerhalb weniger Tage rund 7,5 Millionen Pfund eingesammelt, um gewerbliche Dachanlagen zu installieren. Ein anderes Unternehmen, Good Energy, brachte in nur drei Wochen insgesamt 15 Millionen Pfund zusammen, um Solarprojekte und Windfarmen zu finanzieren. Gerry McGowan, Boss von CDB, kommentiert: „Eine wachsende Anzahl von Leuten erkennt, dass wir saubere Energiequellen entwickeln müssen.“
Baywa r.e.
Solarfarm mit fünf Megawatt in Cornwall angeschlossen
Die Projektentwickler von Baywa r.e. haben in Bodmin in Cornwall einen Solarpark fertiggestellt, der rund 4,9 Megawatt leistet. Er bedeckt rund zehn Hektar und erzeugt im Jahr etwa 5,13 Gigawattstunden. Baywa installierte 18.810 polykristalline Module und 150 Stringinverter. Der Strom wird an einen lokalen Versorger verkauft. Polmaugan Solar Farm ist das fünfte Projekt der Bayern im Vereinigten Königreich. Zuvor waren bereits einige Windfarmen entwickelt, gebaut und verkauft worden. Im Juni erst hatte Baywa den Great Glemham Solar Park an Allianz Global Investors verkauft. Dieses Kraftwerk leistet 19,5 Megawatt. Insgesamt hat Baywa in Großbritannien bisher rund 110 Megawatt Photovoltaik installiert.
Solar Frontier
Dünnschichtmodule für acht Megawatt geplant
Der japanische Modulhersteller Solar Frontier und der britische Projektentwickler New Energy for the World (NEW) bauen gemeinsam einen Solarpark in Banwell in der südwestenglischen Grafschaft Somerset. Das Kraftwerk leistet 8,1 Megawatt. Solar Frontier stellt dafür die CIS-Module, Verkabelung und Wechselrichter zur Verfügung. Die Dünnschichtmodule sollen 9,1 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren. Der Bau soll im September 2014 beginnen. Die schwarzen CIS-Module sind dank ihres ausgezeichneten Schwachlichtverhaltens und ihrer hohen Schattentoleranz sehr gut für das englische Klima geeignet. NEW ist Spezialist für regenerative Energieanlagen mit Sitz in Regensburg.
F & S Solar
Erstes Großprojekt imVereinigten Königreich
Neben 25 Projekten in den Niederlanden baut der Solarspezialist F & S Solar aus Nordrhein-Westfalen derzeit den ersten Solarpark im englischen Caddington, einer kleinen Ortschaft in Bedfordshire, eine gute Autostunde von London entfernt. „Den englischen Markt haben wir innerhalb von sechs Monaten aufgebaut“, berichtet Firmenchef Georg Schmiedel. Der Solarpark in Caddington hat eine Leistung von 4,8 Megawatt. Dazu werden 20.000 Module auf einer Fläche von elf Hektar montiert. Die Gesamtinvestition beträgt 6,7 Millionen Euro. F & S Solar sitzt in Euskirchen und hat sich auf größere Solarprojekte der Megawattklasse spezialisiert.
Conergy
Mehr als 120 Megawattin der Projektpipeline
Die Conergy-Gruppe gehört in Großbritannien zu den fünf großen Projektentwicklern. Unlängst erwarb die Gruppe die Rechte an neuen Solarparks mit insgesamt 166 Megawatt. Mitte Juli ging am Stadtrand von Bristol ein Solarpark mit 21 Megawatt ans Netz. Bristol hat eine Million Einwohner, es dominiert den sonnenreichen Südwesten der Insel. Conergys Projektliste der in diesem Jahr angeschlossenen oder im Bau befindlichen Kraftwerke umfasst 126 Megawatt, darunter ein Solarpark mit 37 Megawatt Leistung. Er wird vom deutschen Energiekonzern RWE finanziert und befindet sich im Wahlkreis des britischen Premierministers David Cameron.
Blick über den Tellerrand
Neue Märkte für deutsche Profis
In unserer Serie stellen wir interessante Photovoltaikmärkte in Europa vor. Kooperationen mit Partnern in den neuen Wachstumsmärkten bieten auch deutschen Herstellern, Planern und Installateuren eine lohnende Chance. Wir erläutern die Fallstricke und die Möglichkeiten, die sich für eine internationale Zusammenarbeit ergeben.
August 2014: GroßbritannienSeptember 2014: Polen, TschechienOktober 2014: UkraineNovember 2014: TürkeiDezember 2014: RusslandJanuar 2015: Frankreich, BeneluxFebruar 2015: Schweiz, Österreich, Ungarn
Renusol
MCS-Zertifikat für Montagesysteme
Der Kölner Hersteller Renusol hat das MCS-Zertifikat für seine Montagesysteme Intersole, Metasole und Variosole erhalten. Sie sind für Schrägdächer geeignet. Zwar ist ein MCS-Zertifikat derzeit in England noch keine Pflicht, wird aber als Qualitätsnachweis anerkannt. Die MCS-Zertifizierung wurde vom britischen Prüfinstitut Building Research Establishment erteilt.
Alle Produktionsprozesse wurden detailliert geprüft und die Leistung der Montagesysteme genau bewertet. „Besonders beim Brandbeständigkeitstest kommt es darauf an, dass das Indachsystem gut konzipiert und sauber montiert ist, um dem Feuer standzuhalten“, sagt Jason McCabe, der die Produkte von Renusol für Großbritannien und Irland entwickelt. „Unser Indachsystem Intersole hat alle Tests sehr gut bestanden.“ Der TÜV Rheinland und Building Research Establishment haben die Montagesysteme verschiedenen Tests unterzogen, darunter auf Brand- und Windlastbeständigkeit sowie auf Regendichtigkeit. Die drei Systeme haben alle Tests erfolgreich bestanden und erhalten dafür das MCS-Zertifikat.
Intersole ist seit über 14 Jahren auf dem deutschen Markt. In diesem Jahr wurde es für die in England übliche Dachziegelform weiterentwickelt. Ein spezielles Eindeckblech sorgt für absolute Wasserdichtheit des Systems. Mit Intersole werden nahezu alle marktgängigen Photovoltaikmodule horizontal und vertikal in das Dach integriert.
Das universelle Aufdachsystem Variosole ist für fast alle Eindeckungen weltweit geeignet. Es ist aufgrund höhenverstellbarer Komponenten auch mit unebenen Dachflächen kompatibel und ermöglicht durch weitgehend vormontierte Bauteile eine schnelle Montage.
Metasole eignet sich für gerahmte Photovoltaikmodule auf Trapez- und Wellblechdächern aus Stahl und Aluminium. Das System kommt ohne Montageschienen aus und ist mit 1,3 Kilogramm Gewicht je Kilowatt sehr leicht. In weniger als zehn Minuten ist ein Kilowatt montiert. Alle Teile für die Befestigung einer Fünf-Kilowatt-Anlage passen in einen Schuhkarton.
BMW
Sonnendach für Mini-Fabrik
Der Automobilhersteller BMW hat sein Werk in Oxford mit einer großen Dachanlage ausgerüstet. Sie leistet drei Megawatt. In Oxford fertigt BMW die Fahrzeuge der Marke Mini. Der Generator besteht aus 11.500 Solarmodulen, die auf 20.000 Quadratmetern Dachfläche verbaut wurden. Die Anlage wurde für die Stromversorgung im Werk geplant und ausgelegt. Die Fabrik verfügt über mehr als 1.000 Roboter, sie ist erst Ende 2013 eröffnet worden. Im Gebäude wird die Beleuchtung durch LEDs ausgeführt, ebenso wird Regenwasser gesammelt und verwendet. Die Inbetriebnahme der Solaranlage war der Höhepunkt der ersten „Low Carbon Oxford Week“. Die Universitätsstadt will ihre Emissionen an Kohlendioxid bis 2020 um ein Drittel senken.
Freitag Gruppe
Mehr als 2.500 Fachleute
Die Ing. Ludwig Freitag Elektro GmbH & Co. KG wurde bereits 1922 von Franz Freitag gegründet. Noch immer befindet sie sich im Familienbesitz. Die beiden Geschäftsführer sind der Kaufmann Joachim Freitag und der promovierte Elektroingenieur Michael Freitag. Der Firmensitz befindet sich in Parsberg. Die mittelständische Unternehmensgruppe besteht aus 14 Firmen mit insgesamt 2.500 Elektrikern in ganz Deutschland. Auch in Tschechien, Ungarn und China existieren Repräsentanzen. Das Kerngeschäft sind Dienstleistungen für die Energieversorgung. Dazu gehören Prozesssteuerungen (PCS), Elektroinstallation (Montage in allen drei Spannungsebenen), Bau von Transformatoren und Kraftwerken, Planung und Bau schlüsselfertiger Solaranlagen, Rohrbau und Rohrmontage für Gas, Wasser und Fernwärme.
Kunden sind unter anderem Siemens, BASF, Daimler, Audi, BMW, Volkswagen, Linde, der Münchener Flughafen, Eon Bayern, Telekom und Deutsche Bahn.
EUPD Research
Britische Installateure lieben deutsche Produkte
Die Qualität der Solarmodule ist eines der wichtigsten Empfehlungskriterien für Installateure aus dem Vereinigten Königreich. Wie in Deutschland kommt den Handwerkern die Schlüsselrolle zu, wenn es um die Kaufentscheidung ihrer Kunden geht.
Nach einer Erhebung von EUPD Research aus Bonn haben Marken wie REC, Solarworld und Q-Cells ein hohes Ansehen unter den britischen Installateuren. Als wichtigste Gründe für eine Weiterempfehlung werden neben der Qualität auch Garantien und die Verlässlichkeit, besonders bei der termintreuen Lieferung, genannt. Hier schneiden die erwähnten Hersteller im Vergleich besonders gut ab.
Über 750 europäische Installationsbetriebe wurden zu ihren Erfahrungen mit Photovoltaik befragt. Der „European PV Installer Monitor“ ist über EUPD Research erhältlich.
Strompreise
Langsam und stetig steigend
Der britische Strommarkt ist von einem harten Wettbewerb gekennzeichnet. Viele Anbieter konkurrieren um eine Marge, die kaum zwei Prozent erreicht. Nicht einmal Experten sehen in der Fülle der Tarife und Rabatte vollständig durch.
Tatsache ist, dass die Energiekosten im Vereinigten Königreich seit den späten 1990ern bis 2005 fielen. Seitdem befinden sie sich wieder im Aufwärtstrend. Seit 2004 muss Großbritannien Erdgas einführen, vorher konnte sich das Land auf seine Vorräte stützen und sogar Gas exportieren.
Der elektrische Strom wird durch Gasturbinen und Kohlekraftwerke erzeugt. Letztere sollen aber bis 2020 vom Netz gehen, um die Emissionen zu senken. Zudem plant Großbritannien mindestens ein neues Atomkraftwerk. Allerdings dürften bis zu seiner Inbetriebnahme rund zwei Jahrzehnte vergehen. Neuer Atomstrom kostet neun Eurocent je Kilowattstunde.
Zwischen 2011 und 2012 ist der durchschnittliche Strompreis im Vereinigten Königreich um knapp drei Eurocent auf 18,23 Cent je Kilowattstunde gestiegen. Seitdem liegt die jährliche Teuerungsrate bei drei bis vier Prozent. Mit dem Ausscheiden der Kohlemeiler könnte sich der Strompreis bis 2020 um insgesamt 60 Prozent verteuern. Denn der Gaspreis wird von den internationalen Energiemärkten bestimmt. Neben Großbritannien verlangen viele Länder in Asien immer mehr Gas, um ihren Energiehunger zu decken.
Im Vergleich zu Deutschland sind die Stromkosten für die britischen Verbraucher und die Wirtschaft noch immer sehr moderat. Ein durchschnittlicher Haushalt gibt im Jahr rund 300 Pfund (360 Euro) für elektrischen Strom aus. Die Inflation beträgt derzeit drei Prozent. Allerdings ist der Wille zur Unabhängigkeit bei den Briten stark verwurzelt. Wer kann und geeignete Gebäude oder Grundstücke hat, erzeugt seine Energie selbst.
http://www.gov.uk/government/collections/energy-price-statistics
Panasonic
Solarbrücke für London
Der japanische Modulhersteller Panasonic hat die Blackfriars Bridge im Zentrum von London mit HIT-Modulen ausgestattet. Die Brücke überspannt die Themse und führt zum Bahnhof von Blackfriars, der in der Rushhour sehr stark frequentiert ist und als Knotenpunkt der Metropole gilt. Zur Eröffnung wurden rund 80.000 Tassen Tee ausgeschenkt, denn die Solaranlage wurde Ende Januar bei Schmuddelwetter in Betrieb genommen. Im Zuge der Modernisierung des Bahnhofes wurde er auf die Brücke verlängert und mit 4.400 Solarmodulen ausgerüstet. Die Leistung erreicht rund 1,1 Megawatt, sie deckt etwa die Hälfte des Stromverbrauchs des Bahnhofs. Insgesamt 6.000 Quadratmeter sind mit Photovoltaik bedeckt, der Jahresertrag wurde mit 900 Megawattstunden prognostiziert. Die Blackfriars Bridge stammt aus dem Jahr 1886.
Pepsico
Dachanlage auf Saftfabrik
Der Getränkekonzern Pepsico hat auf seiner Copella Farm in Boxford eine Dachanlage mit 150 Kilowatt Leistung installiert. Aus Boxford kommt Apfelsaft, der von Copella Fruit Juices vertrieben wird. Das Areal befindet sich in Suffolk im sonnenreichen Osten Englands. Die Anlage besteht aus 600 kristallinen Solarmodulen. Die Idee kam von Mitarbeitern der Copella Farm. Pepsico will bis 2023 an seinen britischen Standorten ohne fossile Brennstoffe auskommen. Deshalb hat der amerikanische Konzern zahlreiche Initiativen eingeleitet, um die Emissionen zu senken. Die Solaranlage wurde von Joju Solar installiert.
Ideemasun
Module mit Trackern nachgeführt
Hanwha Solar One hat Solarmodule an Ideemasun Energy geliefert, für Solarparks im englischen Suffolk und im deutschen Kehlheim. Der Generator in Suffolk im Südosten leistet 3,2 Megawatt, Ende März ging er ans Netz. Insgesamt wurden dort fast 13.000 Solarmodule HSL 60 Poly verbaut. Weitere 4,1 Megawatt wurden in Kehlheim installiert, nahe Regensburg. Die Ingenieure von Ideemasun haben das einachsige Trackingsystem Safe Track Horizon entwickelt, das die Erträge gegenüber fest aufgeständerten Systemen um bis zu 13 Prozent erhöht. Auch ist die Ertragskurve gleichmäßiger über den Tagesverlauf verteilt, das vermeidet Spitzen, die das Netz belasten. Zudem wird im Vergleich zu herkömmlichen und nach Süden ausgerichteten Solarkraftwerken weniger Fläche benötigt.
Insgesamt beträgt die Kapazität des bayerischen Parks acht Megawatt. Im Jahr erzeugt er rund 8,75 Gigawattstunden. Ideemasun sitzt in Wallerfing bei Deggendorf. Der Projektentwickler bietet Anlagenplanung, Wartung, Monitoring und die Betriebsführung für Solarparks und Dachanlagen an.
IB Vogt
Vier Parks mit insgesamt 60 Megawatt
Vogt Solar hat in den Regionen Devon, Kent, Manningtree und Hampshire insgesamt 60 Megawatt installiert. Der deutsche Projektentwickler ist eine 100-prozentige Tochter von IB Vogt aus Berlin, die bisher vor allem mit Maschinentechnik und Fabriken für die Solarindustrie erfolgreich waren. Seit der Konsolidierung in dieser Branche hat sich IB Vogt auf die Entwicklung, Finanzierung, schlüsselfertige Übergabe, den Betrieb und die Vermögensverwaltung von Solarkraftwerken spezialisiert.
„Für die teilweise parallele Realisierung mehrerer Solarparks in einer bestimmten Zeit ist sehr viel Erfahrung, straffe Planung und optimale Prozesseffizienz nötig“, meint Carl von Braun, Manager von IB Vogt. „Bei diesen Projekten handelt es sich um die größten Solarparks, die wir bisher in Großbritannien realisiert haben.“ Zum Einsatz kamen fast eine Viertelmillion 60-zellige Polymodule von Hanwha Solar One. Mit dieser Leistung werden mehr als 18.000 britische Haushalte versorgt.
Belectric/First Solar
Drei Kraftwerke aufgebaut
Der amerikanische Modulhersteller First Solar und die fränkische Belectric GmbH haben im Juni drei Großkraftwerke auf der Insel angeschlossen. Die Solarparks sind mit Dünnschichtmodulen aus Cadmiumtellurid ausgestattet. Sie erzeugen knapp 34 Gigawattstunden pro Jahr. Das entspricht dem Strombedarf von rund 10.000 Haushalten.
Die Anlagen wurden so konzipiert, dass sie die Kommunen und Ökosysteme, in denen sie sich befinden, nur minimal belasten. So wurde Holton Solar Farm (zehn Megawatt) in Suffolk auf dem verlassenen Flugplatz Halesworth errichtet. Das Gelände stammt aus dem Zweiten Weltkrieg. Von Halesworth startete die Royal Air Force über den Ärmelkanal auf. Um die Auswirkungen des Solarparks auf die lokalen Ökosysteme zu reduzieren, wird in Halesworth die Biodiversität gefördert.
Auch die Marsh Solar Farm in Norfolk (10,5 Megawatt) wurde auf einem stillgelegten Flugplatz erbaut. Der 14-Megawatt-Park in Weston Longville wurde in einem Naturschutzgebiet gebaut. „Großbritannien ist ein schnell wachsender Markt“, kommentiert Martin Zembsch von Belectric. „Die Anlagen wurden im Rahmen der vorgesehenen Zeit und des Budgets fertiggestellt und ans Netz angeschlossen.“
Belectric und First Solar sind seit mehr als zehn Jahren als Partner im Großanlagengeschäft unterwegs, in Deutschland und weltweit. Im Jahr 2013 gründeten beide Unternehmen ein Joint Venture und errichteten außerdem den 128-Megawatt-Solarpark in Groß Dölln bei Berlin, bislang die größte Freiflächenanlage in Europa. Etwa 80 Prozent der von Belectric errichteten Solargeneratoren – insgesamt rund 1,4 Gigawatt – wurden mit den Cadmiumtelluridmodulen von First Solar gebaut.