Mit der Realisierung von zwei Projekten will My PV zeigen, dass auch Mehrfamilienhäuser effizient mit Heizstäben beheizt werden können. Gleichzeitig können auf diese Weise Mieter vom Solarstrom vom Dach des Hauses, in dem sie wohnen, profitieren, ohne auf ein Mieterstrommodell zurückgreifen zu müssen.
Der Anbieter von Energiemanagementsystemen My PV aus dem oberösterreichischen Neuzeug versorgt die ersten Mehrfamilienhäuser mit Warmwasser aus Sonnenstrom. Das System besteht grundlegend aus einem Heizstab, der mit Solarstrom vom Dach betrieben wird. Eine Steuerung sorgt dafür, dass der Solarstrom optimal ausgenutzt und der Heizstab nur angeschaltet wird, wenn genügend Photovoltaikstrom zur Verfügung steht. Nur wenn mehr Wärme gebraucht wird, als mit dem Strom vom eigenen Dach produziert werden kann, zieht das Gerät Strom aus dem Netz – zumindest in der netzgekoppelten Version.
Solaranlage versorgt primär die Heizstäbe
Der Heizstab wiederum erwärmt Wasser in einem Speicher. In dem jetzt realisierten Projekt in Frauental in der Steiermark haben alle der acht Wohneinheiten des Mehrfamilienhauses in der Steiermark einen solchen Speicher und einen Heizstab installiert bekommen. Der Strom zum Betrieb des Heizstabes kommt von einer an der Hausfassade installierten Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 30 Kilowatt. Diese versorgt primär die Heizstäbe, um genügend Warmwasser in den Speicher zu bekommen. Wenn das Wasser in den Speichern seine maximale Temperatur erreicht hat und dann noch Strom übrig bleiben sollte, werden mit diesem zunächst Infrarotheizungspaneele im Gebäude versorgt. Damit bleibt das Warmwasser im Speicher und trotzdem kann das Gebäude beheizt werden. „Weil wir das Warmwasser dezentral in den einzelnen Einheiten aufbereiten, gelingt es uns, Energieverluste, die durch thermische Leitungen entstehen würden, gänzlich zu vermeiden“, beschreibt Gerhard Rimpler, Geschäftsführer von My PV, den entscheidenden Vorteil des dezentralen Power-to-Heat-Konzepts.
Hierarchie ermöglicht hohe Eingenverbrauchsraten
Die Steuerung des gesamten Systems übernimmt ein Energiemanager von Loxone aus dem oberösterreichischen Kollerschlag. Durch diese Hierarchie schaffen es die Projektierer, satte 78 Prozent des Solarstroms vom Dach der Anlage in Frauental direkt im Mehrfamilienhaus zu verbrauchen. Nur 22 Prozent müssen ins Netz eingespeist werden, weil der komplette Wärmebedarf gedeckt ist. Gleichzeitig erreichen sie so einen solaren Deckungsgrad bei der Warmwasserversorgung des gesamten Gebäudes von 86 Prozent. Die restlichen 18 Prozent müssen mit Strom aus dem Netz gestemmt werden. Eine noch größere Solaranlage würde zwar den solaren Deckungsgrad weiter steigern – vor allem in den Wintermonaten. Dann würde aber im Sommer noch mehr Solarstrom anfallen, der nicht im Gebäude genutzt werden kann.
Autarkes System in Kapfenberg
In einem zweiten Mehrfamilienhaus in Kapfenberg in der Steiermark hat My PV jede der 24 Wohneinheiten im Gebäude mit der netzautarken Lösung und einem Pufferspeicher ausgestattet. Dabei wird der Heizstab einfach nicht an die Steckdose angeschlossen, kann also auch nicht den Restwärmebedarf mit Netzstrom decken, wen der Solarstrom vom Dach nicht ausreicht. Das war aber bei dem Gebäude in Kapfenberg auch nicht notwendig, da es an das Fermwärmenetz angeschlossen ist und so aus den Fernwärmeleitungen seine Wärme bezieht, wenn die Photovoltaikleistung auf dem Dach nicht ausreicht. Die Photovoltaikleistung ist so ausgelegt, dass der komplette Solarstrom in die Warmwasserbereitung und in die Heizungsunterstützung fließt. In beiden Varianten ist die Trinkwassererwärmung komplett von der Heizung entkoppelt, so dass es keine hygienischen Probleme geben kann. (su)