Österreichs Parkplätze haben ein enormes Potenzial für die Installation von Photovoltaikanlagen. Diese könnten dann gleich den Strom für 1,4 Millionen Elektroautos liefern und sie spenden zusätzlich Schatten.
Wenn die Hälfte der Parkplätze Österreichs mit Photovoltaikanlagen bestückt würden, können mit dem so produzierten Strom 1,4 Millionen Elektroautos komplett betankt werden. Randbedingung ist dabei eine Fahrleistung von jährlich 15.000 Kilometer und einem Verbrauch von 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung durch eine Forschergruppe der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku).
Um zu ihren Ergebnissen zu kommen, haben die Wiener Wissenschaftler über 15.000 große Parkplätze in ganz Österreich unter die Lupe genommen, ob sie sich für die Installation einer Photovoltaikanlage eignen. Sie haben dabei die Lage der Parkplätze, die Verschattung durch umliegende Gebäude und die wetterbedingte tatsächliche Solareinstrahlung der vergangenen zehn Jahre berücksichtigt. Mit den Daten haben sie in Berechnungsmodelle gefüttert. „Selbst wenn man davon ausgeht, dass nur etwa 50 Prozent der Parkplatzflächen tatsächlich mit Photovoltaikpaneelen überdacht werden können, so ergibt sich daraus ein solares Erwartungspotenzial von 4,2 Terawattstunden pro Jahr“, gibt Christoph Graf vom Institut für Landschaftsentwicklung der Boku das Ergebnis bekannt.
Parkplätze mehr berücksichtigen
Es ist genau die Strommenge, die für den Betrieb der errechneten 1,4 Millionen Elektroautos gebraucht würde. Das ist ein Viertel dessen,was derzeit an Autos mit Verbrennungsmotoren in Österreich zugelassen ist und das 14fache des bisherigen Bestands an Elektroautos. „Wenn sich die Gesamteffizienz der Solartechnologie in den kommenden Jahren weiter verbessert, könnte dieser Wert noch deutlich steigen“, betonen die Wissenschaftler. Deshalb fordern sie, dass die Energiestrategien viel mehr die vorhandene Flächenreserve von Parkplätzen berücksichtigen sollen. Aktuelle Strategien in Österreich zielen bisher auf die Nutzung von Dachflächen und Fassaden für die Photovoltaik. Die Potenziale von Parkplätzen wurden bisher zu wenig beachtet“, kritisiert Projektleiter Boris Salak. „Durch die Installation von Photovoltaik auf Parkplätzen wird die Nutzbarkeit sehr wenig beeinträchtigt – im Gegenteil, die AutofahrerInnen freuen sich über die Beschattung“, ergänzt Andreas Muhar, Professor an der Buko.
Zeitprobleme gelöst
Die Nutzung der Parkplätzen für die Erzeuungsn von Ladestrom für Elektroautos hat noch weitere Vorteile. Einerseits sind diese Flächen ohnehin quasi nahe dran am Auto. Zudem stehen die Autos dort meist über einen längeren Zeitraum, der ausreicht, um die Batterien der Elektroautos auch mit geringeren Strömen ausreichend wieder aufzuladen. Damit erübrigt sich das Problem, dass die Elektroautofahrer zu lange warten müssen, bis die Akkus wieder voll sind. Einen dritten Vorteil haben die Wiener Wissenschaftler explizit untersucht. Denn sie haben sich auch die Umgebung der Parkplätze angesehen. „Hier zeigt sich, dass eine deutliche Relevanz für Unternehmen aus der Handelsbranche“, sagt Boris Salak. Ihre Standorte finden sich oft in der Nähe zu Großparkplätzen.“ (su)
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