Im Jahr 2020 wurden rund 45 Prozent des Bruttostromverbrauchs durch erneuerbare Technologien bereitgestellt. Der Rest kam aus fossilen und nuklearen Kraftwerken. „Um 100 Prozent unseres, bis dahin nochmal stark gestiegenen, Strombedarfs mit Erneuerbaren zu decken, müssen wir im Vergleich zu heute das 6 bis 8-fache an Photovoltaik-Leistung installieren“, fordert Christoph Kost. Er leitet die Gruppe Energiesysteme und Energiewirtschaft am Fraunhofer ISE. Das sind 303 bis 446 Gigawatt im Vergleich zu den 54 Gigawatt installierter Photovoltaik Ende 2020.
Mit Solaroffensive einen Wirtschaftsboom entfesseln
Um dem von der Bundesregierung verabschiedenden neuen Klimaschutzgesetz gerecht zu werden, müssen die Photovoltaik ebenso wie andere Erneuerbare stark ausgebaut werden. Im Auftrag von Greenpeace hat das Fraunhofer ISE eine neue Kurzstudie veröffentlicht: „Solaroffensive – Wie wir mit Sonnenenergie einen Wirtschaftsboom entfesseln und das Klima schützen“.
Solarthermie kann Brauchwarmwasser und Heizwärme bereitstellen und lässt sich leicht in bestehende Wärmeversorgungsanlagen integrieren. In Deutschland sind aktuell Solarthermieanlagen mit einer Gesamtleistung von circa 15 Gigawatt installiert. Neben anderen Maßnahmen ist für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Deutschland, ein Ausbau auf insgesamt circa 45 bis 49 Gigawatt an Solarthermie erforderlich.
Sechs bis acht Mal mehr Solarleistung
Um Photovoltaikanlagen mit sechs bis achtfachem Leistungsumfang installieren zu können, muss viel Fläche bereitgestellt werden. Die Studie legt deshalb einen Schwerpunkt auf das Potenzial der sogenannten Integrierten Photovoltaik. „Die Integration von Solarstromanlagen in bereits genutzte Flächen erschließt ein riesiges Potenzial zur Stromerzeugung – und schafft eine Fülle weiterer Synergien“, sagt Harry Wirth vom Fraunhofer ISE. Photovoltaik verbinde sich mit der Landwirtschaft, schwimmt auf gefluteten Tagebauen, passt in Gebäude- und Fahrzeugaufbauten, folgt Verkehrswegen oder bedeckt bereits versiegelte Flächen wie Parkplätze.
Eine vertikal integrierte Photovoltaikproduktion in Europa schüfe nicht nur Unabhängigkeit von Energieimporten, sondern auch rund 750 Arbeitsplätze für jedes Gigawatt an solarer Modulproduktionskapazität. Weitere 3.500 Arbeitsplätze pro Gigawatt entstehen durch die Installation von Solarkraftwerken.
Solarstrom seit der EEG-Einführung um 80 bis 90 Prozent billiger
Auch die berechnete Treibhausgasbilanz des erzeugten Solarstroms fällt für Module aus heimischer, integrierter Produktion mit circa 23 Gramm CO2-Emissionen pro Kilowattstunde deutlich besser aus als für Importmodule. Bemerkenswert ist, dass die Produktionskosten für solaren Strom seit der EEG-Einführung um 80 bis 90 Prozent gesunken sind. Für große Solarkraftwerke auf der Freifläche liegen diese Kosten heute zwischen drei und 5,5 Cent pro Kilowattstunde, für kleine Dachanlagen bis 30 Kilowatt zwischen sechs und elf Cent – Tendenz sinkend. (nhp)
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