Angesichts der derzeit unsicheren politischen Verhältnisse in Österreich hat PV Austria klar gemacht, was die künftige Regierung der Alpenrepublik tun muss, um den Ausbau der Photovoltaik und den Fortschritt der Energiewende zu verstetigen. Denn derzeit herrscht bei den Gebäudeeigentümern und bei den Gewerbetreibenden in die Photovoltaik Unsicherheit, ob sie in eine Anlage investieren sollten oder nicht. Derzeit leidet die Branche unter einem Rückgang der Nachfrage.
Investitionen weiter unterstützen
Um den Hausbesitzern aber auch den Investoren wieder Sicherheit geben zu können, hat der Bundesverband PV Austria ein Zehnpunkteprogramm vorgeschlagen, um wieder für Wachstum und Kontinuität zu sorgen. Grundlage ist das weiterhin starke Bekenntnis zur Energiewende und zum Umbau des Energiesystems. „Die Photovoltaik und auch die Netzbetreiber haben in den letzten Jahren in den Umbau des Energiesystems investiert“, sagt Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria. „Diese Investitionsfreude muss erhalten bleiben. Entsprechend brauchen wir das Bekenntnis aus der Politik.“ Sie warnt davor, dass Debatten um die Verschiebung der Klimaschutzziele nach hinten nicht hilfreich sind.
Flexibilitätsrevolution starten
Ein Bestandteil dieses Bekenntnisses ist auch, die bisherigen Förderungen aufrecht zu erhalten. So ist die Mehrwertsteuerbefreiung von Photovoltaikanlagen in der Bevölkerung gut angekommen und hat den Markt belebt. Diese könnte in Zukunft auf die Speicher ausgeweitet werden. Denn ein weiterer wichtiger Punkt ist eine regelrechte Flexibiltätsrevolution, zu der neben Speicher auch der flexible Verbrauch von Strom gehört. „Dazu müssen die Barrieren abgebaut und eine Förderung von Speichern in allen Segmenten aufgesetzt werden“, sagt Vera Immitzer. „Flexible Netztarife runden dieses Paket ab.“
PV Austria geht von Nachfragerückgang aus
ElWG endlich verabschieden
Dann würden auch die Netze bei steigenden Anteilen von Sonnenstrom im System entlasten. Flankierend ist aber auch ein optimierter Netzausbau notwendig. „Der Netzausbau ist in den vergangenen Jahren nicht so erfolgt, wie wir ihn gebraucht hätten“, weiß die PV-Austria-Chefin.
Sie verweist auf die vielen Vorschläge, die der Verband schon vor über zwei Jahren unterbreitet hat, um die Netze effizienter zu nutzen. Diese sind auch in die Novelle der energiewirtschaftlichen Regelungen eingeflossen. „Wir warten aber jetzt schon seit zweieinhalb Jahren auf die Verabschiedung dieses neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetzes – ElWG“, kritisiert Vera Immitzer.
Herbert Paierl, Präsident von PV Austria, lässt hier die Antwort nicht gelten, dass Österreich derzeit in der Regierungsbildung steckt. „Österreich hat zwar noch keine neue Regierung, aber ein arbeitsfähiges Parlament, das ein neues ElWG verabschieden kann. Der fertige Entwurf liegt vor“, sagt er.
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Netze dynamisch betreiben
Zu den Vorschlägen gehört unter anderem auch der dynamische Betrieb der Netze, bei dem die Einspeisespitzen der Solaranlagen nicht mehr statisch, sondern dynamisch gekappt werden. „Wenn mehr Platz im Netz ist, kann auch mehr Solarstrom eingespeist werden, wenn weniger Platz im Netz ist, können dann auch mehr Anlagen abgeregelt werden“, beschreibt Vera Immitzer das Prinzip.
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Netzausbau anders finanzieren
Zudem ist ein Nachweis der noch vorhandenen Netzkapazitäten notwendig, damit die Projektierer wissen, wo sie bauen können. Natürlich ist aber auch eine Ertüchtigung des Stromnetzes für die Energiewende wichtig. Diese sollte über einen Infrastrukturfonds finanziert werden, ähnlich der Finanzierung von Autobahnen. Das bedeutet, dass der Bund einen Teil der Finanzierung des Netzausbaus finanzieren sollte. Zudem sollten die Abschreibungsfristen für Investitionen in den Netzausbau verlängert werden, um die Belastungen weiter zu strecken.
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Verschiedene Technologien kombinieren
Ein weiterer Schritt zur Netzentlastung wäre die Kombination mit anderen Erzeugungsanlagen. „Es sollten Flächen, die schon für die Windkraft genutzt werden, für die Photovoltaik einfacher erschlossen werden“, schlägt Vera Immitzer vor.
Österreich braucht intelligente Netze und Speicher
Doch auch für andere Solarprojekte müssen die Flächen bereitgestellt werden. Hier sind die Bundesländer gefragt, die für die Ausweisung solcher Flächen verantwortlich sind. Vera Immitzer verweist hier auch auf die Vorgaben seitens der EU, die die Bundesländer eigentlich verpflichtet, geeignete Flächen zu benennen, auf denen Solaranlagen errichtet werden können.
35 verschiedene Gesetze beachten
Mit Blick auf die Bundesländer fordert der Verband zusätzlich, den Regelungsdschungel zu lichten. „Jedes Bundesland macht seine eigenen Gesetze und hat eigene Anforderungen beim Bau von Solaranlagen“, kritisiert Vera Immitzer. „Es gibt inzwischen 35 verschiedene Gesetze, die ein Anlagenerrichter kennen muss, wenn er österreichweit Solargeneratoren bauen. Auch hier sind EU-Vorgaben umzusetzen, die verlangen, dass Regulierungen nicht dazu führen dürfen, den Ausbau der Photovoltaik zu behindern“, sagt sie.
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Branche kann zwei Gigawatt pro Jahr installieren
Mit der Zukunftsagenda richtet sich PV Austria an die Parteien, die derzeit eine neue Regierungskoalition aushandeln. „Denn die Solarbranche hat bewiesen, dass sie in der Lage ist, jedes Jahr zwei Gigawatt Leistung aufzubauen, die notwendig sind, um die Ziele der Klimaneutralität zu erreichen“, sagt Herbert Paierl mit Blick auf den Ausbau im vergangenen Jahr in Höhe von 2,5 Gigawatt. Die neue Regierung und das neue Parlament muss dafür sorgen, dass dieser Ausbau auch mit passenden Regularien flankiert wird.
Die gesamte Zukunftsagenda „Klarer Kurs für das Energiesystem von morgen“ finden Sie auf der Internetseite von PV Austria. (su)