Ausschreibungen abschaffen, Speicher zusammen mit Erzeugungsanlagen fördern, Bürokratie abbauen und einen Anreiz für Kombikraftwerke setzen – das sind die zentralen Vorschläge der Enregy Watch Group, die Energiewende wieder in Schwung zu bringen.
Die Energy Watch Group hat einen Aufgabenplan vorgelegt, mit dem die nächste Bundesregierung die Energiewende in Deutschland endlich wieder beschleunigen kann. Politische Versäumnisse in den vergangenen drei Legislaturperioden hätten dazu geführt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien fast zum Stillstand gekommen sei, erklärt Jans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group und einer der Väter des EEG. Deshalb empfiehlt die Energy Watch Group, in der kommenden Legislaturperiode unter anderem die Abschaffung von Ausschreibungen für erneuerbare Energie, die bürokratischen Hürden für den Bau von Ökostromanlagen zu senken und eine moderne Einspeisevergütung zu entwickeln, wenn Hauseigentümer gleich in den Speicher mit investieren. Außerdem sollte sich alle Investoren in erneuerbare Energien stärker um die Netzintegration ihrer Anlagen kümmern. Hier wäre eine spezielle Vergütung für Kombikraftwerke denkbar.
Ausbau reicht nicht für den Ausstieg aus der Kernkraft
Neben den Abgaben auf den Eigenverbrauch, kritisiert Fell vor allem die Einführung von Ausschreibung, statt wie vorher den Strom aus EEG-Anlagen zu einer festen Einspeisevergütung abzunehmen. Er spielt dabei auf die Studie an, in der die Energy Watch Group die Auswirkungen der Ausschreibungen auf die Entwicklung der Energiewende untersucht hat. „Seitdem die Ausschreibungen eingeführt wurden, ging der Ausbau von Photovoltaik-, Biomasse-, Wasserkraft- und Geothermie-Großanlagen drastisch zurück”, lautet das traurige Fazit. „Ebenso wird laut der Studie 2019 der Ausbau der Windenergie von einem starken Rückgang betroffen sein. Am beunruhigtesten ist jedoch, dass die Geschwindigkeit, mit der erneuerbare Energien in Deutschland aktuell ausgebaut werden, nicht ausreichen wird, um die Stilllegung der Kernkraftwerke rechtzeitig abzulösen. Auch Deutschlands Klimaschutzaktivitäten sind deshalb schon am Entgleisen.”
Gründe für die Kritik an Ausschreibungssystemen gibt es viele. So werden nicht nur die Zubaumengen staatlich reguliert. Vielmehr wird auch staatlich geregelt, unter welchen Bedingungen die Ausschreibungen ablaufen und wer an den Auktionen teilnehmen darf. Nachweislich hat sich so die Vielfalt der Akteure, die vorher in Anlagen investiert haben, drastisch verringert. Das erhöht wiederum die Marktmacht von großen Konzernen und etablierten Unternehmen der Energiewirtschaft, schwächt den Wettbewerb und gefährdet die Akzeptanz in der Bevölkerung, schreibt Fell in seiner Studie.
Ausschreibungen verringern Marktvolumen
Zwar sinken nachweislich im Zuge der Ausschreibungen auch die Preise für den eingespeisten Strom. Das ist aber nur ein kurzfristiger Trend, da die Investitionskosten in die Anlagen einer Lernkurve folgen – je mehr Anlagen errichtet werden, desto schneller sinken die Preise für die Generatoren. „Ausschreibungen hingegen sollen gerade das Marktvolumen deckeln und damit kleiner halten als es mit möglich wäre”, geben die Autoren der Studie zu bedenken. „Damit tragen Ausschreibungen erheblich zur Verlangsamung der Kostenreduktion erneuerbarer Energien bei.” Zudem konzentrieren sich Ausschreibungen ausschließlich auf den Bau von großen Anlagen, die weit weg von Verbrauchern gebaut werden. Der Bau von dezentralen Anlagen kommt dabei zu kurz.
Die Empfehlung der Energy Watch Group lautet dementsprechend: Alle Betreiber von Anlagen mit einer Leistung von weniger als 40 Megawatt sollten für ihren Strom eine feste Einspeisevergütung bekommen. Außerdem sollten alle willkürlich festgelegten Ausbauobergrenzen abgeschafft werden. (su)