Mit den fossilen Kraftwerken wird es ebenso laufen. Schon klagt Eon gegen die Bundesnetzagentur, weil die Behörde untersagt hat, fünf unwirtschaftliche Kraftwerke abzuschalten. Jetzt werden die Richter entscheiden, und sie werden auf einen wirtschaftlichen Ausgleich durch Vater Staat drängen. Soll heißen: Auch dafür werden die Steuerzahler zur Kasse gebeten. Das wird kommen wie das Amen in der Kirche. Weil wir eine große Koalition haben. Weil die Christdemokraten vergessen, welche heilige Pflicht in der Bewahrung der Schöpfung liegt. Weil die Sozis eben doch nichts anderes können, als Atomkraft und Kohledreck. Junge, Junge, da bezahlt der Bund ein Heer von Forschern, die den Klimawandel genau registrieren und belegen. Da steigen die Kosten aus Fluten und Stürmen. Aber irgendwie kommt es ganz oben nicht an. So hilflos ist noch nie eine Bundesregierung gestartet.
Es wird der politischen Kaste nichts nützen, denn immer mehr Menschen in diesem Land wenden sich vom Politiktheater ab, machen ihr eigenes Ding. Kluge und vorausschauende Unternehmer investieren in die Eigenstromversorgung, weil sie wissen, dass über kurz oder lang die Keule kommt. Die Privilegien der Industrie werden kippen, Brüssel wird die Emissionen verteuern. Anders sind die Klimaziele nicht erreichbar. Je näher wir an 2020 rücken, desto ärger wird der Handlungsdruck.
Zur Photovoltaik: Sich in starrer Abwehrfront gegen die Vorschläge Gabriels zu üben, dürfte nichts bringen. Wird die Einspeisevergütung auf zwölf Cent pro Kilowattstunde abgesenkt, könnte unsere Branche damit leben. Dass die Windkraft auf See zu den Akten wandert, ist vernünftig. Doch zwei Eckpfeiler müssen unbedingt erhalten bleiben, um die solare Energiewende nicht abzuwürgen: der Einspeisevorrang und die Attraktivität des Eigenverbrauchs. Soll heißen: Die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch aufzuschlagen, ist ökonomischer und ökologischer Unsinn. Darauf müssen die politischen Debatten nun zielen. Darauf sollten sich die Akteure der Branche konzentrieren. Und es öffentlich sagen.
Mit Sonnenstrom ist es wie mit dem Gemüse des Kleingärtners: Er darf es anbauen und verzehren, ohne dass er einen Ausgleich an die industrielle Landwirtschaft oder die Supermärkte zahlen muss. Und Telefon oder Internet darf auch jeder benutzen, ohne eine allgemeine Umlage für die Kommunikationsnetze zu zahlen. Nur bei der Bundeswehr und beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist es anders: Braucht kein Mensch, aber alle zahlen.
Jeder Installateur, jeder Unternehmenschef ist nun gefordert, in seinem Regionalkosmos ein Fass aufzumachen. Denn kommt Gabriel mit seinen Vorschlägen durch, gehen noch einmal Tausende in die Arbeitslosigkeit. Das muss man den Landesfürsten und ihrem Hofstaat klarmachen. Das muss man auch den eigenen Mitarbeitern klarmachen. Wenn der deutsche Photovoltaikmarkt unter drei Gigawatt abrutscht, dürfte er seine Innovationskraft verlieren. Dann läuft das Geschäft eben doch in China, in Japan und in den USA.
Die wichtigste Schlussfolgerung lautet, Solargeneratoren ohne Netzanschluss zu bauen. Das Netz ist der Hebel, über den die Energiekonzerne ihre Marktmacht ausüben. Es ist der Hebel zur Erpressung der Menschen in diesem Lande, zur Erpressung der politischen Parteien, die aus Angst vor der Bedeutungslosigkeit einen Veitstanz zelebrieren. Die Photovoltaik ist die einzige Generatortechnik, die Menschen, Gebäude und Kommunen netzunabhängig versorgen kann. Wer nicht ans Netz anschließt, zahlt keine Mehrwertsteuer, erlaubt dem Staat keinen Zugriff auf die eigenen Kilowattstunden. Das macht die Sache wirklich spannend.