Der Ökostromanteil in Österreichs Netzen steigt weiter an. Inzwischen speisen die über das Ökostromgesetz geförderten Anlagen 9,77 Terawattstunden ein. Doch der Stromverbrauch steigt schneller als die Ökostromerzeugung. Die Hoffnung ist jetzt, dass die Ökostromnovelle Wirkung zeigt und der Ausbau schneller geht.
Der Strombedarf in Österreich steigt schneller als die Produktion von Ökostrom. Das teilt der Bundesverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) auf der Basis von Daten der Regulierungsbehörde E Control mit. So produzierten die geförderten Anlagen der erneuerbaren Energien in der Alpenrepublik im Jahr 2016 9.770 Gigawattstunden Strom. Im Jahr zuvor waren es noch 9.168 Gigawattstunden. Das ist ein Zuwachs um 602 Gigawattstunden innerhalb eines Jahres. Der Stromverbrauch in Österreich hingegen stieg im gleichen Zeitraum um 918 Gigawattstunden.
Prozentual gerechnet steht es um die alpenländische Energiewende etwas besser. Denn der Anteil des geförderten Ökostroms am Gesamtstromverbrauch stieg von 16 auf 16,7 Prozent. Das liegt daran, dass sich ein geringeres Wachstum der Ökostromproduktion prozentual natürlich viel stärker auswirkt, weil die Mengen einfach kleiner sind, als wenn der ohnehin schon viel höhere Stromverbrauch um einen gewissen Anteil steigt. Der kann dann auch höher sein. Doch letztlich kommt es nicht auf den Anteil des Ökostromverbrauchs, sondern auf die tatsächlich verbrauchten Mengen an. „Mit diesem Tempo des Ausbaus von Wind, Kleinwasserkraft, Biomasse, Biogas und Photovoltaik werden wir die Stromversorgung in Österreich nicht sichern können“, resümiert Peter Püspök, Präsident von Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ).
Immer mehr Anlagen kommen ohne Förderung aus
Zudem sind die Ausbauraten sehr unterschiedlich. Am schnellsten kommt die Photovoltaik voran – zumindest was die Zahl der Erzeugungsanlagen angeht. So wurden im vergangenen Jahr 1.635 neue Solarstromgeneratoren mit einer Förderung nach dem Ökostromgesetz errichtet. „Darüber hinaus gibt es Anlagen, größtenteils kleine Photovoltaikanlagen, die mittlerweile ohne Fördermittel errichtet werden“, wissen die Statistiker von E Control. „Außerdem versichern immer mehr Photovotlaikanlagenbesitzer, möglichst viel des erzeugten Strom selbst zu verbrauchen und speisen nur mehr den Überschuss in das öffentliche Netz ein“, ergänzt Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der Regulierungsbehörde.
An Windkraftanlagen kam im gleichen Zeitraum nur ein Generator dazu. Allerdings speist diese Technologie weiterhin den größten Teil des Ökostroms ein. Mit einem Plus im Vergangenen Jahr von 340 Gigawattstunden schafften es die geförderten Windkrafträder auf eine Stromproduktion von 4,93 Terawattstunden. Aber auch die Photovoltaik konnte im vergangenen Jahr zulegen. Immerhin 64 Gigawattstunden mehr speisten die geförderten Anlagen ein – hauptsächlich aufgrund des Zubaus.
Ausbau verdreifachen
Doch noch herrscht in der Alpenrepublik Katerstimmung. Die Verhandlungen um die Änderung der Ökostromgesetzgebung und für eine höhere Förderung waren langwierig und zäh. Die verabschiedete Ökostromnovelle ist hier ein erster Schritt. „Um 100 Prozent Ökostrom bis 2030 sicher zu stellen und die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, muss die Ausbaugeschwindigkeit von Ökostrom in Österreich jedoch verdreifacht werden“, wissen die Branchenvertreter. „Ein neues Ökostromgesetz muss daran gemessen werden, wie stark es den Ökostromausbau in Österreich beschleunigen kann, von derzeit rund 600 bis 700 Gigawattstunden pro Jahr auf zumindest 2.000 Gigawattstunden jährlich“, ergänzt Peter Molnar, Geschäftsführer von EEÖ. „Nur dann werden wir die steigenden Anforderungen an den Strombedarf in Zukunft abdecken können.“
Insgesamt hat E Control im vergangenen Jahr 820 Millionen Euro für die Unterstützung des Ökostromausbaus in Österreich ausgegeben. Seit 2017 nimmt der Unterstützungsbedarf aber ab, da viele Wind- und Kleinwasserkraftwerke aus der Ökostromförderung herausfallen und in den freien Markt wechseln. Allerdings sind die Preise am Strommarkt weiter zurückgegangen und diese wiegen die finanziellen Vorteile für E Control durch die wegfallenden Kraftwerke wieder aufgewogen werden. Denn dann klafft eine größere Lücke zwischen garantierter Einspeisevergütung und Vermarktungspreis für den Ökostrom. Insgesamt geht E Control für dieses Jahr davon aus, dass das notwendige Fördervolumen mit 818 Millionen Euro weitgehend stabil bleibt. (su)